Bauwelt

Monolithen aus einem Guss


Research Nr. 14


Text: Haberle, Heiko, Berlin


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    Diener & Diener Architekten

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    Diener & Diener Architekten

Mit ihrer Ergänzung am Berliner Naturkundemuseum betreten Diener & Diener Neuland, nicht nur in Bezug auf die Rekonstruk­tionsdebatte, sondern auch bautechnisch.
Nach mehr als sechs Jahrzehnten Ruinenzustand wurde der im Krieg teilzerstörte Ostflügel des Berliner Naturkunde­museums wieder instand gesetzt; im September war die Eröffnung. Die Räume dieses Flügels dienen der Lagerung von tageslichtempfindlichen Präparaten; mehr als eine Million Nasspräparate, Fische und Reptilien, sind hier in unzähligen Glasgefäßen und Zehntausenden Litern Alkohol gelagert.
Große Teile der Fassade waren zerstört und mussten wieder aufgebaut werden. Das Verfahren dieses „Wiederaufbaus“ ist ungewöhnlich. Die intakten Fenster wurden vermauert und die kriegsbedingten Lücken in der Fassade mit in Beton gegossenen Abbildern des Originalzustands geschlossen. Dass es sich hierbei um bis zu 30 Quadratmeter große Fertigteile, inklusive Fugen, Gesimse, Fenstersprossen und Schmuck, handelt, ist kaum erkennbar – nur die ungewohnt blassgraue Farbe sticht ins Auge. Für die Vorlage dieses Abgusses wurde eine gut erhaltene Fassadenachse auf der Nord­seite gesäubert, Fugen wurden ausgebessert und beschädigte Ziegel ersetzt. Ästhetisches Ziel dieser Matrix war ein präzises, aber neutral wirkendes Bauteil. Trennungsmittel wurde eingespritzt, bevor der Aufbau der Schalung erfolgte. Um gleiche Fließbedingungen zu gewährleisten, musste die Schalung den Sprüngen der Fassade genau folgen.
Die Architekten legten Wert auf die exakte Wiedergabe der alten Fassade; die Abgüsse sollten das Original weder begradigen noch perfektionieren. Die Schalung wurde im Werk von Allton liegend aufgebaut; auf ihr ruht die Matrize. 42 Tonnen Beton musste das Ganze standhalten – so viel wiegt das größte Fensterfeld. Vor dem Gießen wurde nach der richtigen Betonrezeptur gesucht, die Sichtbetonqualität aufweist, aber auch flüssig genug ist, um Rücksprünge und Hinterschneidungen auszufüllen – also für die Fläche wie für das Ornament gleichermaßen geeignet ist. Es ist dieser irritierende Widerspruch zwischen Maßstab, Material und Fertigung, der den Abguss einzigartig macht: Einerseits gibt es ein riesiges, monochromes Gussteil, andererseits kleinteilige Details, die auf additives Arbeiten hindeuten. Bei Diener & Diener entstammt alles demselben Arbeitsprozess und ist abgestimmt auf die Produktion eines industriell hergestellten Monolithen. 



Fakten
Architekten Diener & Diener Architekten, Berlin
aus Bauwelt 41.2010
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