Pavillon in Blattstruktur
Gewachsen wie eine Pflanze
Text: Schultz, Brigitte, Berlin
Die „Chelsea Flower Show“ ist ein gesellschaftliches Ereignis in London, für das jedes Jahr 20 Schaugärten eingerichtet werden. In diesem Jahr nahm das monatlich erscheinende Wissenschaftsmagazin der Times, Eureka, mit einem Garten teil, der den Nutzen von Pflanzen für die Gesellschaft – u.a. medizinischer, kulinarischer und sogar baulicher Art – verdeutlichen sollte.
Der Landschaftsplaner des Gartens, Marcus Barnett, holte sich architektonische Unterstützung vom Londoner Büro NEX, die, dem Thema des Gartens entsprechend, einen Pavillon entwarfen.
Dieser ist, angelehnt an Marcus Barnetts Wegenetz, der Struktur eines Blattes nachempfunden. Ihrem wissenschaftlichen Auftraggeber verpflichtet, haben die Architekten den bionischen Entwurfsansatz dabei ernster genommen, als die Blatt-Analogie auf den ersten Blick vermuten lässt. So wurde die Struktur mit Hilfe von mathematischen Algorithmen erzeugt, die das Wachstum von Pflanzen imitierten. Das optische Ergebnis steuerten die Architekten durch Parameter wie die maximale Zahl und Länge der einzelnen Anzweigungen und die Bandbreite der möglichen Winkel zwischen den Elementen.
Der fertige Pavillon macht den Aufbau eines Blattes in einem um ein Vielfaches vergrößerten Maßstab nachvollziehbar. Tragende Strukturen aus 14 Zentimeter breiten Holz-Kastenprofilen, durch die das Regenwasser abgeleitet wird, rahmen ein zwei Zentimeter dünnes Netzwerk aus 136, ebenfalls hölzernen, „Blattadern“. 586 „Zell“-Strukturen aus recyceltem Plastik filtern das in den Pavillon einfallende Licht. Den obersten Abschluss, sozusagen die Epidermis, bildet eine Glasschicht.
Nach Ende der Gartenschau wurde der Pavillon demontiert und an seinem neuen endgültigen Standort im Botanischen Garten im Londoner Stadtteil Kew wieder aufgebaut.
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