Scharoun-Schule in Marl
Dank der Mustersanierung einer „Klassenwohnung“ gelang es, den Sanierungsbedarf der Schule in Marl realistisch einzuschätzen
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
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Die Dachflächen boten großes Potenzial, um die Energiebilanz der Schule zu verbessern.
Luftbild: Jürgen Metzendorf
Die Dachflächen boten großes Potenzial, um die Energiebilanz der Schule zu verbessern
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Luftbild: Jürgen Metzendorf
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Die Planung „von innen nach außen“ ...
Foto: Susan Feind
Die Planung „von innen nach außen“ ...
Foto: Susan Feind
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... bescherte jeder Klasse eine eigene „Wohnung“ aus Innen- ...
Foto: Susan Feind
... bescherte jeder Klasse eine eigene „Wohnung“ aus Innen- ...
Foto: Susan Feind
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... und Außenräumen.
Foto: Susan Feind
... und Außenräumen.
Foto: Susan Feind
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Außen wurde gerodet, um das Freiraumkonzept wieder erlebbar zu machen.
Foto: Jürgen Metzendorf
Außen wurde gerodet, um das Freiraumkonzept wieder erlebbar zu machen.
Foto: Jürgen Metzendorf
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Die weitläufigen Flure bieten immer wieder mit Bedacht gestaltete Teilräume und Ausstattungsstücke.
Foto: Susan Feind
Die weitläufigen Flure bieten immer wieder mit Bedacht gestaltete Teilräume und Ausstattungsstücke.
Foto: Susan Feind
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Die Aula, hier während der Sanierung, zeigt ihre Verwandschaft mit der Berliner Philharmonie.
Foto: Jürgen Metzendorf
Die Aula, hier während der Sanierung, zeigt ihre Verwandschaft mit der Berliner Philharmonie.
Foto: Jürgen Metzendorf
Marl, am Nordrand des Ruhrgebiets gelegen, konnte sich in den ersten Nachkriegsjahrzehnten über munter sprudelnde Gewerbesteuereinnahmen freuen. Nach vorn blickende Kommunalpolitiker wie der Bürgermeister Rudolf Heiland knüpften damals an die bereits in den zwanziger Jahren entwickelten Pläne einer „Stadt im Grünen“ an und sorgten für den Ausbau Marls im Sinne der Moderne: mit dem Rathauskomplex der Rotterdamer Architekten van den Broek und Bakema aus den Jahren 1960–65, mit den Hügelhäusern von Faller und Schröder 1966–68, mit dem Einkaufszentrum samt Luftkissen-Bedachung (eröffnet 1974) und nicht zuletzt mit der Volksschule von Hans Scharoun aus den Jahren 1964–70 in der Westfalenstraße, mit der er das kurz zuvor in Lünen mit der Geschwister-Scholl-Schule Erreichte weiterentwickeln konnte.
Heute ist dieses große Erbe anerkannt; Rathaus und Schule stehen unter Denkmalschutz. Zugleich aber, betonte Bürgermeister Arndt noch Mitte Mai beim 7. Westfälischen Tag der Denkmalpflege, der eben hier tagte (
Bauwelt 22), sei es eine Belastung für die 83.000-Einwohner-Stadt, deren Steueraufkommen längst nicht mehr so üppig ist wie einst. Nachdem im Jahr 2003 ein Schadensgutachten der Architekten PEP Pfeiffer Ellermann Preckel erhebliche Schäden an der nur noch teilweise genutzten Scharoun-Schule und einen entsprechend hohen Finanzbedarf ermittelt hatte – rund sieben Millionen Euro veranschlagten sie für die Erneuerung der Dachränder und -anschlüsse, der wasserleitenden Bauteile, der geschädigten Mauerwerkspartien und der unter einem irgendwann einmal aufgebrachten schwarzen „Schutzanstrich“ vor sich hin verrotteten Holzfensterfassaden –, galt es zunächst also, Fördermittel zu akquirieren. Die für ein solches Projekt ideale Wüstenrot-Stiftung stand nicht als Partner zur Verfügung, da sie bereits die Geschwister-Scholl-Schule betreute (
Bauwelt 8.2008). Außerdem musste eine neue Bestimmung für das Gebäude gefunden werden – ein Supermarkt oder Altenheim, wie in Betracht gezogen wurde, ließen sich wohl kaum verträglich in diesen Räumen einrichten, befanden die Denkmalpfleger, deren schon 1996 formulierten Antrag, die Schule unter Schutz zu stellen, die Stadt bis 2004 verschleppt hatte. Als sogar ein Abriss zur Diskussion stand, gründeten Bürger den „Initiativkreis Scharounschule“, um an der Entwicklung einer Zukunft für das Gebäude mitzuwirken.
2007 stand fest: Einen Teil des Komplexes, vornehmlich die Klassentrakte der einstigen Unterstufe, wird die als offene Ganztagsschule betriebene katholische Aloysius-Grundschule beziehen, die Aula und einen Trakt der höheren Klassen werden von der Städtischen Musikschule genutzt, die Sporthalle wird dem Schul- wie Vereinssport offen stehen. Aus diesem Nutzerpuzzle ergaben sich unterschiedliche Förderquellen für die Sanierung. Während für den Bereich der Grundschule und der Sporthalle Mittel aus dem „I-Pakt“, dem Bundes-„Investitionspakt zur energetischen Sanierung sozialer Infrastruktur“, eingeworben werden konnten, wurden die für die Musikschule vorgesehenen Partien mit Geldern aus der Städtebauförderung „Stadtumbau West“ erneuert.
Sanierte Musterklasse
2009 erhielten PEP Architekten den Zuschlag für die Sanierungsplanung im dazu durchgeführten VOF-Verfahren und überzeugten die Stadt davon, an einer Klasseneinheit eine Mustersanierung durchzuführen, um den tatsächlichen Erneuerungs- und Finanzbedarf möglichst präzise zu ermitteln. Abgesehen von den schon angesprochenen Schäden der Gebäudehülle war die Schule zwar noch recht gut erhalten, vor allem mit Blick auf die originale Ausstattung. Doch waren auch im Inneren Arbeiten erforderlich: Die Schadstoffsanierung der einst verwendeten Anstriche beispielsweise, bei der der Erhalt von Originalsubstanz nachrangig war, und veränderte Ansprüche an Barrierefreiheit machten Eingriffe notwendig. Die Sitzbank auf dem Podest vor der Aula musste einem Geländer weichen, da ihre Brüstung zu niedrig war. Für den Ganztagsbetrieb musste von den Lehrküchen eine Garküche abgetrennt werden. Die Klassen im Obergeschoss benötigten einen zweiten Fluchtweg. Im einstigen Vortragssaal brauchte es eine neue Bestuhlung. Es galt, mit einer Dämmung der großen Dachflächen die Energiebilanz zu verbessern, und es sollte der zugewachsene Außenraum wiederhergestellt werden, um das Konzept der den „Klassenwohnungen“ unmittelbar zugeordneten Freiräume wieder erlebbar zu machen. Wiederhergestellt wurden die ursprünglichen Farbfassungen, so weit sie „befundet“ werden konnten; und wieder in Funktion gesetzt werden konnte, dank der Wirksamkeit heutiger Anlagen, das ursprüngliche Heiz- und Lüftungssystem mit seinen im Boden angeordneten Kanälen, sodass die später eingebauten Heizkörper wieder verschwinden konnten.
Im April 2015 ist das Leben in Scharouns Klassenwohnungen zurückgekehrt. Die Verbindung von Grund- und Musikschule darf sich beweisen.
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