Schutzhütten für Eisläufer
Zusammengerückt wie Büffel
Text: Schultz, Brigitte, Berlin
Um Rast- und Aufwärmpunkte für die Eisläufer zu schaffen, veranstaltet die Firma The Forks seit 2010 jährlich den offenen internationalen Wettbewerb „Warming Huts“. Drei temporäre Schutzhütten entlang der Laufrouten werden ausgeschrieben, deren Realisierung die Firma auch finanziert.
Winnipeg gilt als eine der kältesten Städte außerhalb Sibiriens. Im Winter können die Temperaturen auf minus 30 bis minus 40 Grad sinken. Eislaufen ist hier ein beliebter Sport. Auf den Flüssen Red und Assiniboine, die im Stadtzentrum zusammentreffen, entstehen mehrere Meilen lange Eispisten. Ein Problem für die Eisläufer ist der harsche Wind, der auf den ungeschützten Flächen der zugefrorenen Flüsse die gefühlte Temperatur schon einmal in Richtung minus 50 Grad sinken lassen kann. Um Rast- und Aufwärmpunkte für die Eisläufer zu schaffen, veranstaltet die Firma The Forks seit 2010 jährlich den offenen internationalen Wettbewerb „Warming Huts“. Drei temporäre Schutzhütten entlang der Laufrouten werden ausgeschrieben, deren Realisierung die Firma auch finanziert.
Im Februar wurde der Entwurf des Büros Patkau aus Vancouver fertiggestellt, die als zusätzlich geladene Teilnehmer außer Konkurrenz standen. Die Architekten gruppieren sechs kleine Unterstände zusammen, die am Rande des Trails stehen. Der Entwurf war von Beginn an von dem Gedanken geleitet, die Schutzräume „natürlich“ in die Landschaft einzufügen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich aus diesem lockeren Natur-Zitat eine ernsthaftere Systematik, die die einzelnen Unterstände als organische Gebilde behandelt. Wie die Büffel in einer Herde schirmen sich die Hütten als Gruppe untereinander vor dem Wind ab, indem sie wie die Tiere eng beieinander stehen. Um diesen Herden-Effekt zu erzielen, wurden die sechs gleichen Grundelemente zunächst in Zweierpaare gruppiert, die gegeneinander um 120 Grad gedreht wurden. Weitere Drehungen der Paare um 90 Grad, kombiniert mit Spiegelungen, ergaben die wie zufällig wirkende Lage der einzelnen Elemente der Gruppe.
Das Bild der Büffel funktioniert so gut, dass sich bei der Beschreibung der Konstruktion der Hütten von Seiten der Architekten weitere organische Bezüge eingeschlichen haben. So sprechen sie von einer „Haut“ aus zwei Schichten Biegesperrholz. Diese ist fünf Millimeter stark und aus 15 Teilstücken zusammengesetzt. Die einzelnen Teile werden von einem hölzernen Skelett getragen, das aus einem keilförmigen „Rückgrat“ und mehreren Firststücken besteht. Die dreieckige Grundplatte ist im Eis verschraubt. Auch die fertigen Hütten scheinen ein Eigenleben zu haben: Da sich ihre „Haut“ bei Wind mehrere Zentimeter bewegt, schütteln sie Schnee ab, bevor er sich auf ihrer Oberfläche ansammeln kann.
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