Seniorenresidenz Wozoco in Amsterdam
20 Jahre alt und doch jung geblieben: die Seniorenresidenz Wozoco von MVRDV
Text: Kleilein, Doris, Berlin; Crone, Benedikt, Berlin
Nordseite des 1997 realisierten Altenheims – aufgenommen im Januar 2018.
Foto: Iwan Baan
Nordseite des 1997 realisierten Altenheims – aufgenommen im Januar 2018.
Foto: Iwan Baan
Kann ein junges Architekturbüro mit einem Altersheim Karriere machen? Es kann. MVRDV entwarfen mit Wozoco nicht nur ihr erstes Wohnhaus sondern auch ein Manifest des Superdutch. Der Bauherr, eine Amsterdamer Wohnungsbaugesellschaft, wollte 100 Seniorenwohnungen mit Laubengang auf einem Grundstück errichten, das eigentlich zu klein dafür war. Warum also nicht ein paar Wohnungen (genauer: 13) von außen an das Volumen ankleben?
Was die Architekten zunächst scherzhaft als Lösung vorschlugen, fand der Bauherr gar nicht so abwegig. Und so nahm eines der meistveröffentlichten Wohngebäude der späten 90er Jahre in den Niederlanden seine Form an. Generationen von Studierenden pilgerten seither nach Osdorp, an den südwestlichen Rand von Amsterdam, um die weit auskragenden Boxen und die mit knallbunten Plexiglasscheiben verkleideten Minibalkone zu fotografieren, an denen die roten Geranien der Pensionäre aussahen wie Kunstinstallationen. Ist das nun erfrischend oder respektlos? Will man so wohnen mit 80?
Zwanzig Jahre nach der Fertigstellung haben wir den Amsterdamer Fotografen Iwan Baan gebeten, noch einmal bei Wozoco vorbeizufahren und nachzusehen, ob es sein Versprechen des schwerelosen Alterns gehalten hat. Der Lärchenholzfassade sieht man das nordeuropäische Wetter zwar an, doch das macht sie nicht unattraktiver. Auch die Algenspuren, die sich an den Balkonen ihren Weg über den Sichtbeton bahnen, mindern nicht die Jugendlichkeit, die der Wohnriegel dank Farbgebung und Auskragungen ausstrahlt. Ungetrübt blieb ebenso der weite Blick übers niederländische Flachland, über den sich die Bewohner – so ein Bericht in der Lokalzeitung – besonders freuen. Am Ende steht die Erkenntnis: Gartenzwerge und neonfarbenes Kunstglas, Ziergardinen und schlichte Laubengänge, sie bilden keinen Widerspruch, sondern einen sympathischen Kontrast.
Und den frischen Wind, der einem von der auskragenden Box im 7. Geschoss entgegenweht, würde man sich bei so manch bieder-braver Altersheimarchitektur aus dem Jahr 2017 wünschen.
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