Thermische Fassadensanierung dreier Typenbau-Schulen
Kraftakt Konjunkturpaket II
Text: Knoche, Christian, Leipzig
Die zu sanierenden Schulhäuser sind Vertreter eines sechsgeschossigen DDR-Typenbaus (Schulhaus Typ Leipzig) aus den 1970er Jahren. Der Baukörper ist in allen Fällen Ost-West-orientiert und hat eine Länge von ca. 100 Metern, gegliedert durch drei Treppenhäuser. Alle Klassenräume liegen auf der Südseite, während die Nordfassade im Wesentlichen den Flur belichtet.
Im Rahmen des Konjunkturpakets II sollte die Außenhülle thermisch saniert werden. Ziel war die Unterschreitung der EnEV 2007 um 30 Prozent durch Erneuerung der Fenster und Einbau einer Sonnenschutzanlage auf der Südseite. Im Zuge der Fassadensanierung wurden gleichzeitig eine Änderung der Fassadengestaltung und ein Farbkonzept erwartet. Im Zusammenhang damit sollten auch die Eingänge erneuert werden.
Gebäudestruktur und Orientierung stellen grundsätzlich günstige Bedingungen für eine thermische Sanierung und Umgestaltung des Baukörpers dar. Der Entwurfsansatz basiert auf der Idee, die ehemals gleichartigen Fensterbandfassaden auf der Klassenraum- und Flurseite aufzugeben zugunsten einer gestalterisch, funktional und energetisch sinnvollen Differenzierung der Nord- von der Südseite. Ost-, West- und Nordseite wurden als massiver und schützender Mantel für eine eindeutig nach Süden orientierte Nutzung aufgefasst.
Die Fensterbänder auf der Nordseite wurden daher weitgehend geschlossen, nur einzelne quadratische Öffnungen in unterschiedlicher Größe blieben bestehen. Sie überspielen durch ihre unregelmäßige Anordnung die Geschossigkeit des ansonsten strengen Kubus. Gleichzeitig betonen sie den schützenden Charakter der hohen Wand und bieten innen, in den Flurzonen, mehr Gestaltungsmöglichkeit.
Neue Fensterbänder auf der Südseite wurden so integriert, dass die ehemals brachialen Vertikalen der Treppenhäuser deutlich gemindert wurden und der Ansicht zu einer deutlich horizontalen Gliederung verhelfen. Dies gelang mit dem flächenbündigen Einbau der Sonnenschutzkästen und der Fensterbänke,
die über die Treppenhausbereiche führen und durch den Wechsel der Fassadengrafik an dieser Stelle die Gliederung aufbrechen. Um auch dieser Fassade den strengen Duktus zu nehmen, wurden die vertikalen Gliederungen der einzelnen Klassenraumfenster vielfältig variiert. Mit diesem Ansatz wurden drei Schulen umgebaut, doch mit einem eigenen Farbkonzept für jedes Schulhaus.
Schüler, Eltern und Lehrer wurden frühzeitig in das Projekt mit eingebunden, insbesondere auch deshalb, weil die neue Gestaltung im Vorfeld zunächst eher kritisch aufgenommen worden war. Im Rahmen des Partizipationsprozesses konnte die Konzeption aber weiter gestärkt werden. So setzte die Elternschaft durch, ein Fenster je Geschoss als Sitznische auszubilden, wodurch Eingriffe in die bauliche Substanz, die vorher ausgeschlossen waren, möglich wurden.
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