Bauwelt

Torfstadel in Schechen


In Kolbermoor soll ein Stadel abgerissen werden. Familie Heringer demontiert ihn, lagert die Bauteile ein und setzt sie in Schechen wieder zusammen. Heute wohnt und arbeitet sie darin


Text: Meyer, Friederike, Berlin


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    Foto: Malte Fuchs

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    Der Stadel ist mit Dachlatten umstellt – der durchziehende Wind half früher beim Trocknen des Torfs. Das neue Haus lässt einen Umgang entstehen, der die ursprüngliche Länge des Stadels nachvollziehbar macht.
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    Der Stadel ist mit Dachlatten umstellt – der durchziehende Wind half früher beim Trocknen des Torfs. Das neue Haus lässt einen Umgang entstehen, der die ursprüngliche Länge des Stadels nachvollziehbar macht.

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    Durch Oberlicht und begehbares Glas in der Decke fällt Licht in das Werkstattbüro im Erdgeschoss.
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    Durch Oberlicht und begehbares Glas in der Decke fällt Licht in das Werkstattbüro im Erdgeschoss.

    Foto: Malte Fuchs

Die vergangenen zehn Jahre sieht man dem Torfstadel in Schechen nicht an. Er wirkt, als hätte er schon immer da gestanden. Dabei haben seine Besitzer eine Menge hinter sich. Ihre Geschichte, die sie auf Seite 28 und 29 erzählen, handelt von wiederverwendeten Bauteilen und ökologischen Baustoffen, vom Wohnen und Arbeiten in einem Dorf und dem Verzicht aufs tägliche Autofahren, von Architekten, die in ihren Bauherren kein Risiko, sondern Partner sehen und von der Liebe zum Handwerk. Der Torfstadel in Schechen steht für vieles, was heute als Vorbildlich gilt.
Seine Geschichte beginnt vor rund 150 Jahren in der oberbayrischen Stadt Kolbermoor. Zwischen 1860 und 1992 produzierte dort eine Baumwollspinnerei. Die Lage an der Eisenbahnstrecke und am Fluss Mangfall und die reichen Vorkommen am Brennmaterial Torf hatten ihr Entstehen einst befördert. Nachdem die Spinnerei geschlossen worden war, nutzte der Arbeitgeber des Flechtwerkers Emmanuel Heringer eines der Gebäude, einen alten Torfstadel, als Lager für Weidenruten. Als im Jahr 2006 ein Investor das Gelände kaufte, sollte der Stadel abgerissen werden. Doch Emmanuel Heringer und seine Frau demontierten ihn und lagerten die Einzelteile ein. Einige Jahre später hatten sie nicht nur die Idee entwickelt, Wohnen und Arbeiten zwischen den alten Balken zu vereinen, sondern auch ein passendes Grundstück gefunden. Im zwanzig Kilometer entfernten Bauerndorf Schechen, das sich in den letzten Jahren zum beliebten Wohndorf entwickelt hat. Anstatt ein weiteres Stück grüne Wiese in Neubauland zu verwandeln, hatte die Gemeinde damals gerade den Streifen Land an den Bahngleisen als Gewerbemischgebiet ausgewiesen. Für Stefanie Heringer, die täglich zur Arbeit nach München muss, ist der Bahnhof kaum hundert Meter entfernt.
Der Stadel als große Hülle, in die man ein Haus hineinstellt – mit diesem Bild im Kopf überlegten die Heringers gemeinsam mit den Architekten, wie aus den rund 800 Holzteilen ein Haus zum Wohnen und Arbeiten werden könnte. Für die Wohnräume und das Werkstattbüro schlugen die Architekten ein Haus mit Wänden aus Holz, Lehm und Zellulose vor. Die diffusionsoffene Bauweise soll die natürliche Regulierung des Raumklimas gewährleisten und trotz luftdichter Gebäudehülle eine Lüftungsanlage überflüssig machen. Damit das Haus im Haus als neuer Teil sichtbar ist, schieben sich seine Ostwand und das Dach aus dem Stadel heraus.
Eine Außentreppe führt ins Obergeschoss, das sich als Einliegerwohnung abtrennen lässt. Ins-gesamt entstanden 260 Quadratmeter beheizte Fläche für zwei Wohnungen, eine Werkstatt und das Büro, sowie 230 Quadratmeter Lager für Material.



Fakten
Architekten Roswag Architekten, Berlin; Jankowski, Guntram, Berlin
Adresse Schechen


aus Bauwelt 6.2015
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