Wohnhaus in Jengen
Das Erste Haus 2017: Preisträger
Text: Chiellino, Julian, München; Reiner, Sophie, Wien; Reiner, Felix, München
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Die auf zwei Seiten umlaufende Veranda verzahnt auf der Ostseite Haus und Garten.
Foto: Architekten
Die auf zwei Seiten umlaufende Veranda verzahnt auf der Ostseite Haus und Garten.
Foto: Architekten
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Blick auf das Wohnhaus von Norden
Foto: Architekten
Blick auf das Wohnhaus von Norden
Foto: Architekten
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Im Wohnraum ist die ungewöhnliche Dachausrichtung erlebbar.
Foto: Architekten
Im Wohnraum ist die ungewöhnliche Dachausrichtung erlebbar.
Foto: Architekten
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studioeuropa wurde 2014 von Felix Reiner, Julian Chiellino und Sophie Reiner gegründet. Sie lernten sich im Architekturstudium an der TU München kennen und haben darüber hinaus an der ETSA Barcelona, der ETSA Madrid und der Rhode Island School of Design studiert. Das studioeuropa arbeitet im Moment in München und Wien.
Foto: Architekten
studioeuropa wurde 2014 von Felix Reiner, Julian Chiellino und Sophie Reiner gegründet. Sie lernten sich im Architekturstudium an der TU München kennen und haben darüber hinaus an der ETSA Barcelona, der ETSA Madrid und der Rhode Island School of Design studiert. Das studioeuropa arbeitet im Moment in München und Wien.
Foto: Architekten
Der Kern von Jengen ist eine für das Allgäu typische, überformte Dorfstruktur. Das gewachsene Gefüge aus Bauernhöfen und Kirche wird durch Einfamilienhäuser und wenige Sonderbauten ergänzt. Das Haus liegt inmitten dieser Struktur an einem kleinen Anger, der durch zwei Bauernhöfe und Schuppen geformt wird.
Das von der Straße rückversetzte Grundstück wurde durch Erbteilung zu einem Streifen von ca. 11 auf 70 Meter geformt. Auf diesem Streifen Grund ein ebenerdiges Haus zu errichten, das schwellenfrei zu bewohnen ist, sowie die Auseinandersetzung mit den das Ortsbild bestimmenden Bauernhöfe hat den Entwurf bestimmt. So wurde das aus dem Vokabular des Ortes übernommene geneigte Dach zum Wesensmerkmal. Dabei steht das Haus giebelständig zum Anger – der Giebel verläuft also entlang der langen Seite des Grundstücks. Diese ungewöhnliche Ausrichtung verleiht dem neuen Haus seine Eigentümlichkeit. Gleichzeitig fügt sich der Baukörper in die Umgebung ein.
Das geneigte Dach ist auch im Inneren das raumformende Element. Der Wohnraum zieht sich von der Traufe bis zum First, und das Dach kann seine volle Wirkung entwickeln. Dieser überhohe Raum mit Galerie ist der Hauptraum. Er öffnet sich über große Fenster nach Osten und Westen, die Traufseite nach Süden ist verglast und bietet den Blick über die überdachte Terrasse in den Obstgarten.
Wie kamen Sie mit Ihrem Bauherrn in Kontakt?
Die Bauherrn gehören zum Freundeskreis.
Was war ihr erster Eindruck vom Ort?
Zu Beginn weckte das schwierige Grundstück einen unmittelbaren Reiz: Hier muss etwas Besonderes entstehen! Aber ist es auch ein bisschen wahnsinnig, auf so einer Fläche ein Wohnhaus errichten zu wollen. Die Bauherrin hat einen besonderen Bezug zu dem Ort, der dieses Bedürfnis erklärt und eine Grundlage für den richtigen Umgang mit der Aufgabe bildete.
Wie hat sich der Entwurf im Laufe der Bearbeitung entwickelt?
Ein offener Raum unter dem großen Satteldach wurde früh zu einem bestimmenden Motiv. Der Baukörper entwickelte sich in vielen Varianten innerhalb der schwierigen Form des Grundstücks und der Vorgaben des Ortes. Es war uns wichtig, dass äußere Form und Raumkonzept übereinstimmen. Daran haben wir gearbeitet.
Wie hat der Bauherr Ihre Planung begleitet?
Während des Entwurfs wurde sehr intensiv diskutiert. Für die Ausführung brachten uns die Auftraggeber viel Vertrauen entgegen.
Was war die größte Schwierigkeit bei der Umsetzung Ihres Entwurfs?
Eine eingefleischte Vorstellung vom Haus und Wohnen. Seitens der Bauherrn wie des Ortes im Ganzen. Das Anliegen, den aussterbenden Ortskern durch die Nutzung der „Restfläche“ zwischen den Höfen zu reaktivieren und dabei einen barrierefreien Wohnraum zu schaffen, war jedoch auch für die Gemeinde eine Vision.
Wie haben die Nachbarn reagiert?
Bis heute haben wir nur gute Rückmeldungen bekommen. Schon während der Bauzeit, als sich die Form des Neubaus abzeichnete, gab es positive Reaktionen der Nachbarn.
Wenn Sie aufs Studium zurückblicken, gibt es Lehrinhalte, die Ihnen in der Praxis fehlen?
Es fehlt fast alles, was das Abwickeln eines Projekts angeht. Wir sind aber alle drei der Meinung, dass das gut so ist.
Woran arbeiten Sie gerade?
Wir arbeiten im Moment an der Sanierung und Erweiterung eines großen Einfamilienhauses mit Einliegerwohnung.
Was ist das größte Hindernis, um sich als Architekt in Deutschland selbstständig zu machen?
Mit Glück findet man private Bauherrn. Der Zugang zu anderen Bauaufgaben scheint uns unmöglich. Die Teilnahme an Wettbewerben mit überschaubarerer Teilnehmerzahl ist für so junge Architekten wie uns de facto unmöglich. Um jungen Büros Zugang zu relevanten Bauaufgaben zu ermöglichen, müsste das Vergabe- und Wettbewerbssystem grundlegend geändert werden.
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