Bessere Lebensbedingungen
Die „Global Holcim Awards 2015“ für nachhaltiges Bauen sind entschieden. Die Preise gehen an Projekte in Kolumbien, Sri Lanka und den USA
Text: Friedrich, Jan, Berlin
Bessere Lebensbedingungen
Die „Global Holcim Awards 2015“ für nachhaltiges Bauen sind entschieden. Die Preise gehen an Projekte in Kolumbien, Sri Lanka und den USA
Text: Friedrich, Jan, Berlin
Alle drei Jahre verleiht die Schweizer Holcim Foundation ihre mit insgesamt zwei Millionen US-Dollar dotierten „International Holcim Awards for Sustainable Construction“. Die 2004 gegründete Stiftung für nachhaltiges Bauen wird vom gleichnamigen Konzern, einem der weltgrößten Anbieter von Beton, finanziert. Ziel der Stiftung ist es nicht, mit den Awards die Urheber fertiger Bauten zu würdigen, sondern Konzepte nachhaltigen Bauens zu unterstützen, die Problemlösungen anbieten, welche auf andere Projekte übertragbar sind. Es geht nicht zuletzt um weltweiten Wissensaustausch. Eingereicht werden können Projekte, die zum Zeitpunkt der Auslobung unrealisiert sind, sich aber „in einem fortgeschrittenen Planungsstadium“ befinden. Die Preisvergabe erfolgt stets zweistufig; im ersten Schritt müssen sich die eingesandten Arbeiten (dieses Mal waren es über 6000 aus 152 Ländern) in fünf „regionalen“ Wettbewerben behaupten: Europa, Nordamerika, Lateinamerika, Afrika/Mittlerer Osten, Asien/Pazifischer Raum. Die drei Preisträger jedes regionalen Wettbewerbs sind automatisch für die „Global Holcim Awards“ nominiert.
Nachhaltigkeit. Das allgemeine Lamento, der Begriff sei überstrapaziert und deshalb leer geworden, ist inzwischen so abgegriffen wie der Begriff selbst. Denn freilich bezeichnet Nachhaltigkeit ein nach wie vor gültiges Planungsprinzip. Vielleicht ist es inzwischen einfach so selbstverständlich, dass man meint, nicht mehr viel darüber reden zu müssen? Die jordanische Architektin Meisa Batayeh Maani, Mitglied der Jury, hat in ihrem Statement eine einfache und die vielleicht treffendste Definition von Nachhaltigkeit gegeben: „Der Wettbewerb zeigt, wie Menschen in verschiedenen Weltregionen danach streben, ihre Lebensbedingungen zu verbessern.“
Lebensbedingungen verbessern. Der Schlüssel dazu scheint, wenn man die bislang vier Runden der Holcim Awards Revue passieren lässt, nicht selten im oder am Wasser zu liegen. 2006 ging der Silber-Award an einen Plan zur Reaktivierung alter Wassermühlen an der Amalfi-Küste. 2009 gewann ein Projekt zur Renaturierung des völlig vermüllten Flusses im marokkanischen Fez den Gold-Award (Bauwelt 34.09). 2012 wurden die Berliner Architekten realities:united für ihren Entwurf eines Flussbads an der Museumsinsel mit dem Bronze-Preis ausgezeichnet (Bauwelt 37.11). Und in diesem Jahr drehen sich gleich der Gold- und der Bronze-Award ums Wasser. Der erste Preis geht an das Büro Colectivo720, Cali/Kolumbien, für ein Projekt zur Umnutzung eines ehemaligen Wasserreservoirs und dessen Einbindung in einen Park in Medellín. Den dritten Preis erhielten BIG, Kopenhagen/New York, und One Architecture, Amsterdam, für ihr Hochwasserschutzkonzept rund um die Südspitze von Manhattan (Bauwelt 25.2014).
Den Silber-Award vergab die Jury, Vorsitz Mohsen Mostafavi, Dekan an der Harvard University, an eine Bibliothek auf Sri Lanka. Robust Architecture Workshop haben ein Gebäude aus Recyclingmaterial und Stampflehm entworfen, das aus dem Bürgerkrieg zurückgekehrte Soldaten bauen konnten – eine Reintegrationsmaßnahme. Das Haus ist im Laufe des Wettbewerbsverfahrens fertig geworden. So gewann nun doch einmal ein realisiertes Projekt einen Preis.
Gold (USD 200.000) Articulated Site. Water reservoirs as public park in Medellín, Kolumbien; Mario Fernando Camargo Gómez, Luis Orlando Tombé Hurtado, Colectivo720, Cali
Silber (USD 100.000) Post-War Collective. Community library and social recuperation in Ambepussa, Sri Lanka; Milinda Pathiraja , Robust Architecture Workshop, Colombo
Bronze (USD 50.000) The Dryline. Urban flood protection infrastructure in New York, USA; Kai-Uwe Bergmann, Bjarke Ingels, Jeremy Siegel, Daniel Kidd, Thomas Christoffersen, all Bjarke Ingels Group, New York; Matthijs Bouw, Ivo de Jeu, all One Architecture, Amsterdam, Laura Starr; Stephen Whitehouse, Andrea Parker, Melon Wedick, all Starr Whitehouse Landscape Architects a. Planners, New York; James Lima, James Lima Planning + Development, New York; Steven Baumgartner, Buro Happold Engineering, New York; Byron Stigge, Level Agency for Infrastructure, New York; Christina Kaunzinger, Green Shield Ecology, Bridgewater; Edgar J. Westerhof, ARCADIS; Daniel Payne, AEA Consulting, Beacon; Prem Krishnamurthy, Project Projects, New York
Jury
Mohsen Mostafavi (Vorsitz); Alejandro Aravena, Meisa Batayneh Maani, Matthias Schuler, Marc Angélil, Maria Atkinson (Green Building Council of Australia), Yolanda Kakabadse (Präsidentin, WWF International), Rolf Soiron (Holcim Foundation)
Mohsen Mostafavi (Vorsitz); Alejandro Aravena, Meisa Batayneh Maani, Matthias Schuler, Marc Angélil, Maria Atkinson (Green Building Council of Australia), Yolanda Kakabadse (Präsidentin, WWF International), Rolf Soiron (Holcim Foundation)
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