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Wahlkampf mit Interior Design

Bauwelt-Redakteurin Doris Kleilein über die schwarz-rot-goldene Zauberwelt der Christdemokraten in Berlin-Mitte

Text: Kleilein, Doris, Berlin

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Wahlkampf mit Interior Design

Bauwelt-Redakteurin Doris Kleilein über die schwarz-rot-goldene Zauberwelt der Christdemokraten in Berlin-Mitte

Text: Kleilein, Doris, Berlin

CDU und Architektur – welche Gebäude fallen Ihnen bei diesem Begriffspaar ein? Christian Wulffs Klinkerhaus in Großburgwedel? Das Konrad-Adenauer-Haus? Im laufenden Wahlkampf hat Angela Merkel die Beziehung der CDU zur Architektur neu definiert: In Zukunft wird man wohl auch an das #fedidwgugl-Haus in Berlin-Mitte denken müssen.
Im leerstehenden Warenhaus Jandorf, 1904 vom Architekturbüro Lachmann & Zauber erbaut und zuletzt als Location der Modemesse Bread & Butter genutzt, hat die CDU ein „begehbares Programm“ aufbauen lassen. Raum für Raum durchschreitet man staunend die schwarz-rot-goldene Zauberwelt der Partei, man trifft auf schreibende Roboter, das pochende Herz der Nation, auf digitale Spiegelbilder mit Smiley-Köpfen – und auf viele Zahlen. Zum Beispiel die Zahlenreihe Wohnungsbau: 242.000 Wohnungen im Jahr 2005, 277.700 im Jahr 2017, 375.00 im Jahr 2021. Die grafische Aufbereitung suggeriert: tolle Leistung! Es geht aufwärts! Dass allein in diesem Jahr 100.000 Wohnungen fehlen – geschenkt.
Die Agentur Jung von Matt hat ganze Arbeit geleistet: Sie hat sich nicht nur den Heiterkeit auslösenden Hashtag ausgedacht, der dem Haus seinen Namen gibt (für-ein-deutschland-in-dem-wir-gut-und-gerne-leben), sondern auch die Inhalte diskret im Interior Design versenkt. Allein für die Vintage-Lounge wurden an die hundert abgewetzte Stühle in Schwarz, Rot und Gold herangeschafft. Die Familienpolitik-Zone ist modular mit Wänden aus Pappkartons abgetrennt, die renovierungsbedürftige Freitreppe im Foyer zieren Bodentattoos in geometrischen Mustern. Der Shabby-Chic kommt gut an beim Laufpublikum in Berlin-Mitte. Die Strategen anderer Parteien dürften neidisch sein und sich für 2021 schon mal auf die Suche nach einer Location und Innenarchitekten machen. Damit das nicht wieder so teuer wird, würde ich Entwurfsrecycling empfehlen: Man müsste eigentlich nur die Farbpalette ändern und stünde schon im Wohlfühlprogramm einer anderen Partei.
Bei der Eröffnung sagte Angela Merkel: „Wir wissen, dass sich die Begeisterung der Menschen in Grenzen hält, ganze Wahlprogramme zu lesen“. Wir wissen das auch und haben diese Aufgabe für unsere Leser übernommen. Das Ergebnis finden Sie hier.

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