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Die Siedlung ist unschuldig

Boris Schade-Bünsow wünscht der Studie zur Weiterentwicklung großer Siedlungen Beachtung

Text: Schade-Bünsow, Boris, Berlin

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Die Siedlung ist unschuldig

Boris Schade-Bünsow wünscht der Studie zur Weiterentwicklung großer Siedlungen Beachtung

Text: Schade-Bünsow, Boris, Berlin

Die Weiterentwicklung großer Wohnsiedlungen ist eine Pflichtaufgabe, der wir uns nicht entziehen dürfen. Kein warnender Zeigefinger, der auf mögliche soziale Brennpunkte zeigt, kein Hinweis, der die Nachteile homogener Strukturen ins Feld führt, kein noch so gut gemeinter Rat darf uns hindern, die großen Wohnsiedlungen in Ost und West weiterzuentwickeln, gesellschaftliche, soziale und auch energetische Potenziale zu erkennen und zu nutzen. Das sind wir acht Millionen Menschen schuldig, die in vier Millionen Wohnungen in diesen Siedlungen leben. Die letzte öffentliche Studie wurde 1994 erarbeitet, das ist viel zu lange her. Die aktuelle Studie zur „Weiterentwicklung großer Wohnsiedlungen“ stammt von den ehrenamtlichen Aktiven des Kompetenzzentrums Großsiedlungen e.V., rund um Bernd Hunger, Referent für Stadtentwicklung des Wohnungswirtschaftsverbandes GdW und dem Difu (Deutsches Institut für Urbanistik). In einer repräsentativen Umfrage unter Kommunen und Wohnungsunternehmen wurden Investitionsbedarf und Handlungsempfehlungen erfragt. Die Potenziale liegen in den kostengünstigen Sanierungsmöglichkeiten der meist in serieller Bauweise erstellten Wohnungen und in energetischen Vorteilen durch die kompakte Bauweise bei gleichzeitig starker Durchgrünung. Damit ließen sie sich, so die Studie, an die neuen Anforderungen anpassen.
Viel wichtiger ist es aber, gegen die Stigmatisierung dieser Wohnsiedlungen zu kämpfen. Der Anteil von Haushalten mit niedrigen Einkommen und mit Migrationshintergrund ist hier häufig hoch, die soziale Aufmerksamkeit der „Quartiers-Manager“ besonders gefragt. Wenn die Belegungspolitik nicht den Zusammenhalt und die Beziehungen der Nachbarschaften untereinander berücksichtigt, können die großen Wohnsiedlungen Brennpunkte sozialer Konflikte werden. Ursache dafür sind sie aber nicht. In der Studie wird ein Investitionsbedarf bis 2030 von 90 Milliarden Euro ermittelt, das sind 22.500 Euro pro Wohnung oder 1500 Euro pro Wohnung und Jahr. Das ist viel, sollte aber machbar sein. Damit die Mieten in diesen Siedlungen angemessen bleiben, sind Fördermittel trotzdem erforderlich.

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