So faszinierend wie am ersten Tag
Brigitte Schultz wundert sich immer noch, dass aus den abwegigsten Ideen die besten Hefte entstehen
Text: Schultz, Brigitte, Berlin
So faszinierend wie am ersten Tag
Brigitte Schultz wundert sich immer noch, dass aus den abwegigsten Ideen die besten Hefte entstehen
Text: Schultz, Brigitte, Berlin
Moderne Geisterstädte, Bionik als Inspiration, Baukultur in Palästina, Gemeinwohl in der Stadtentwicklung, Innere Sicherheit – in einem Jahrzehnt kommen so einige Themen und Hefte zusammen, an die man sich gerne erinnert. Mit dieser Ausgabe endet für mich eine wunderbare und intensive Zeit in der Bauwelt-Familie, eine Zeit tiefgreifender Recherchen, präziser Textarbeit und leidenschaftlicher Diskussionen. Hier habe ich zum ersten Mal diesen ganz besonderen, süchtig machenden Prozess kennengelernt, durch den ein Gedanke, ein Thema, eine Theorie oder ein Gebäude sich auf magische Weise immer neu, über die verschiedensten Widrigkeiten hinweg, zu einer ansehnlichen Publikation fügt. Dass aus abwegigen Ideen und vertrackten Fällen am Ende die besten Hefte entstehen, scheint mir immer noch ebenso ein Wunder wie die Tatsache, dass in all den Jahren jede Ausgabe pünktlich in Druck gegangen ist. Auch die Annäherung an ein Thema ist noch so faszinierend wie am ersten Tag: Insbesondere bei meinem Lieblingskind, der Stadtbauwelt, jonglierte ich nach Wochen der Recherche stets erstaunt mit Fachbegriffen digitaler Planungstools oder Namen halb versunkener japanischer Inseln, als wäre ich im wahren Leben eine lichtscheue Informatikerin oder eine asiatische Bergbauexpertin.
Wenn Sie dieses Heft in den Händen halten, werde ich von der Altbauwohnung in Berlin-Charlottenburg, in der die Bauwelt produziert wird, in einen Büroneubau in Berlin-Kreuzberg umgezogen sein. Der Branche – wie auch vielen von Ihnen, verehrte Leserinnen und Leser – bleibe ich als Chefredakteurin des Deutschen Architektenblatts erhalten. Damit werde ich in Zukunft wieder in den Genuss kommen, mich von den Inhalten der Bauwelt als Leserin überraschen zu lassen. Als solche wünsche ich mir, dass sich die Bauwelt ihre ungewöhnliche Themenvielfalt, ihre intellektuelle Schärfe und ihren feinen Humor bewahrt – und die Redaktion die besondere Augenhöhe, die den Praktikanten das Kaffeekochen verbietet und den alteingesessenen Redakteuren das Besserwissen. Ganz im Sinne eines alten Werbeslogans: Gelb ist nicht alles, aber ohne Gelb ist alles nichts!
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