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Die letzte Insel

Doris Kleilein hat sich mit der Berliner Initiative „Haus der Statistik“ vernetzt, die in großem Stil Geflüchtete und Künstler aufnehmen will

Text: Kleilein, Doris, Berlin

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Die letzte Insel

Doris Kleilein hat sich mit der Berliner Initiative „Haus der Statistik“ vernetzt, die in großem Stil Geflüchtete und Künstler aufnehmen will

Text: Kleilein, Doris, Berlin

Es begann mit einem Bauschild. „Hier entstehen Räume für Kunst, Kultur und Soziales“, war im Herbst an der Fassade des Berliner „Haus der Statistik“ zu lesen. So mancher Passant blickte verwundert nach oben, hatte man sich doch an Leerstand und Verfall der Plattenbauten am Alexanderplatz längst gewöhnt. 1968 errichtet, hat der Gebäudekomplex den Statistischen Behörden zweier Staaten gedient, ebenso der Stasi und danach der Stasi-Unterlagenbehörde. 2008 war Schluss, das Haus mit dem schönen Namen kam auf die Abrissliste. Das Bauschild, wie sollte  es anders sein, war ein Fake, eine Aktion von AbBA (Allianz bedrohter Berliner Atelierhäuser), die ein Auge auf die 50.000 Quadratmeter Fläche in superzentraler Lage geworfen hatte. Warum ich diese Geschichte erzähle? Weil aus einem Schildbürgerstreich in nur vier Monaten ein Stadtentwicklungsprojekt beträchtlicher Größenordnung wurde. Weil sich alternative Stakeholder in Berlin dermaßen professionalisiert haben, dass in Nullkommanichts ein Konzept auf dem Tisch liegt, Hunderte von Mitstreitern zu Vernetzungstreffen kommen und mit dem Finanzsenator verhandelt wird. Und nicht zuletzt, weil auch die Ankunft von 50.000 Flüchtlingen Bewegung in die Sache gebracht hat: Aus den Räumen für Kunst, Kultur und Soziales wurde en passant ein „Zentrum für Geflüchtete“, ein Modellprojekt der Integration, das Gestrandete aus Kriegs- und Gentrifizierungsgebieten gleichermaßen aufnehmen soll. Kann das gehen? Kann sich ein Haufen sozialer Träger, Architekten und Künstler gegen Goliath durchsetzen? Und wer ist überhaupt Goliath? Der Bund will das marode Ensemble nach wie vor meistbietend verkaufen, wie auf der Expo Real zu erfahren war. Das Land Berlin will günstig aufkaufen, aber dann die Verwaltung einquartieren. Ach ja, und einen B-Plan für ein Wohnquartier gibt es auch noch, von dem Wolkenkratzer des Kollhoff’schen Masterplans ganz zu schweigen. Die Initiative „Haus der Statistik“ lässt sich von derlei Kinkerlitzchen nicht abschrecken und bringt beharrlich Entscheidungsträger auf ihre Seite. Der Bezirksbürgermeister spricht bereits von der „letzten gentrifizierungsfreien Insel“ in Berlin-Mitte. So geht Stadtentwicklung von unten. Es könnte durchaus sein, das 2017 ein echtes Bauschild aufgezogen wird.

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