Rubbedidupp!
Mit diesem Schlachtruf eroberte vor über 100 Jahren die Kölner Karnevalsgesellschaft EhrenGarde 1902 e.V. ihren Platz im Karnevalszug. Ihren Sitz haben sie in der Hahnentorburg am Rudolfplatz. Das Kölner Architekturbüro Kister Scheithauer Gross hat das zweiphasige Gutachterverfahren um die Erweiterung des geschichtsträchtigen Monuments für sich entschieden.
Text: Flagner, Beatrix, Berlin
Rubbedidupp!
Mit diesem Schlachtruf eroberte vor über 100 Jahren die Kölner Karnevalsgesellschaft EhrenGarde 1902 e.V. ihren Platz im Karnevalszug. Ihren Sitz haben sie in der Hahnentorburg am Rudolfplatz. Das Kölner Architekturbüro Kister Scheithauer Gross hat das zweiphasige Gutachterverfahren um die Erweiterung des geschichtsträchtigen Monuments für sich entschieden.
Text: Flagner, Beatrix, Berlin
Einst schritten Könige nach ihrer Krönungszeremonie in Aachen auf ihrem Weg zum Kölner Dom durch die Hahnentorburg. Sie ist eine der letzten vier von zwölf Torburgen, die Einlass durch die acht Kilometer lange Kölner Stadtmauer gewährten. Als Westeingang zur Kölner Altstadt befindet sie sich mitten auf dem Rudolfplatz. Er ist nicht nur Verkehrsknotenpunkt, sondern auch ein beliebter Veranstaltungsort. Hier trifft das gewerb-liche Treiben der Innenstadt und das schwelgerische Tun des angrenzenden Belgischen Viertels aufeinander.
Seit vielen Jahren verfolgt die Stadt die Idee, hier den Verkehr zu entschleunigen und den Platz besser zu fassen. 2015 gewann das Londoner Büro Caruso St John den Wettbewerb um die Neugestaltung des südlichen Blocks am Rudolfplatz. Für den siebengeschossigen Neubau mit gastronomischer Nutzung im Erdgeschoss und Büroflächen in den Obergeschossen muss eine Brückenkonstruktion weichen, welche in den 1960er Jahren als Restaurant entstand, und den derzeitigen Gebäudekomplex mit der Hahnentorburg verbindet. Die Folgen bekommt die EhrenGarde Köln e.V. zu spüren, die dadurch ihren Veranstaltungssaal, den zweiten Rettungsweg und den barrierefreien Zugang zur Hahnentorburg verliert. 1988 sicherte sie sich die Nutzung der Hahnentorburg über ein Erbbaurecht. Bereits beim Wettbewerb 2015 beteiligt, initiierte die EhrenGarde, in Abstimmung mit der Stadt, das nun entschiedene Gutachterverfahren rund um die Erweiterung der Hahnentorburg. Zunächst sollten hier die komplexen Rahmenbedingungen geklärt werden. Zwölf internationale Büros wurden eingeladen, in der ersten Phase Denkmalverträglichkeit und Städtebau zu prüfen und erste Konzepte zu präsentieren. In der zweiten Phase, in der nur noch sieben Büros weiterarbeiteten, wurde der Fokus auf die Architektur gesetzt. Von besonders hoher Qualität sollte der Dialog mit dem Monument, der Umgang mit dem Platz, die Fassaden, die Funktionalität sowie der Anschluss und Übergang von Neubau zur Hahnentorburg sein. Die Entscheidung der 11-köpfigen Jury, unter dem Vorsitz von Jörg Aldinger, fiel Anfang April einstimmig aus.
Der 1. Preis ging an den Entwurf von Kister Scheithauer Gross Architekten und Stadtplaner. Sie setzen mit dem Neubau da an, wo der Abriss der Brückenkonstruktion an der Torburg eine Brandwand hinterlässt und schlagen einen kompakten Kubus als Eingangsbau vor. Von hier aus kann nicht nur die Torburg barrierefrei erschlossen werden, sondern auch der geplante Festsaal in acht Meter Tiefe. Der Abstieg wird über eine geschwungene Treppe inszeniert und führt zum überschaubaren Foyer. Hier ragen die freigelegten Steinfundamente der Torburg in den Raum und zeigen das Nebeneinander von Neubau und Torburg.
Die Festhalle ist dem Tor unterirdisch quer vorgelagert und wird von einem Tonnengewölbe dominiert. Lichtvouten, die in das parametrische Rautenmuster der Decke eingearbeitet sind, belichten den Saal und erzeugen eine festliche Stimmung. Die Raute findet man auch auf der Fassade des Eingangsbaus wieder. Hier wirkt das übergroße Muster verspielt und lässt sich als Ausdruck des karnevalistischen Geistes der EhrenGarde interpretieren. Man assoziiert unmittelbar buntkarierte Fracks und Dreispitze. Die Metallfassade nimmt farblich Bezug auf den Stein der Hahnentorburg, wirkt sonst neben dem Monument wie ein fideler Schachtelteufel. Er schmiegt sich passgenau an den südwestlichen Rücksprung der Torburg - eine geschickte Lösung für die schwierige städtebauliche Lage. Die Hahnentorburg bleibt als isoliert stehendes Monument erhalten. Kister Scheithauer Gross haben gezeigt, dass man mit dem Ort „op echt kölsche Aat“ umgehen kann. Das Revival einer postmodernen Form nehmen sie wohl gern in Kauf.
Zweiphasiges Gutachterverfahren
1. Preis KSG Kister Scheithauer Gross, Köln
Weitere Teilnehmer Phase 2
Boltshauser Architekten, Zürich; Bruno Fioretti Marquez Architekten, Berlin/Lugano; Christ und Gantenbein, Basel; Kaspar Kraemer, Köln; Kastner und Pichler, Köln; Ute Piroeth, Köln
Jury
Jörg Aldinger (Vorsitz), Stuttgart; Bernhard Winking, Hamburg; Jürgen Minkus, Köln; Franz-Josef Höing, Stadt Köln; Hans-Georg Haumann, Präsident EhrenGarde, Köln; Curt Rehfus, Kommandant EhrenGarde; Köln; Niklas Kienitz, CDU-Fraktion, Köln; Michael Frenzel, SPD-Fraktion, Köln; Kirsten Jahn, Fraktion Die Grünen, Köln; Ralph Sterck, FDPFraktion, Köln; Gisela Stahlhofen, Fraktion Die Linke, Köln
Wettbewerbsbetreuung
Faltin + Sattler FSW Düsseldorf GmbH
1. Preis KSG Kister Scheithauer Gross, Köln
Weitere Teilnehmer Phase 2
Boltshauser Architekten, Zürich; Bruno Fioretti Marquez Architekten, Berlin/Lugano; Christ und Gantenbein, Basel; Kaspar Kraemer, Köln; Kastner und Pichler, Köln; Ute Piroeth, Köln
Jury
Jörg Aldinger (Vorsitz), Stuttgart; Bernhard Winking, Hamburg; Jürgen Minkus, Köln; Franz-Josef Höing, Stadt Köln; Hans-Georg Haumann, Präsident EhrenGarde, Köln; Curt Rehfus, Kommandant EhrenGarde; Köln; Niklas Kienitz, CDU-Fraktion, Köln; Michael Frenzel, SPD-Fraktion, Köln; Kirsten Jahn, Fraktion Die Grünen, Köln; Ralph Sterck, FDPFraktion, Köln; Gisela Stahlhofen, Fraktion Die Linke, Köln
Wettbewerbsbetreuung
Faltin + Sattler FSW Düsseldorf GmbH
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