Bauwelt

„Wir wollen keine Kirmes veranstalten“

Interview mit Christiane Lange

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

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    Grundrissstudie (vorläufige Fassung; früher Haus Tugendhat); Kohle auf Transparentpapier, 45 x 66,6 cm
    The Museum of Modern Art, New York

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    Grundrissstudie (vorläufige Fassung; früher Haus Tugendhat); Kohle auf Transparentpapier, 45 x 66,6 cm

    The Museum of Modern Art, New York

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    Planskizze und Ansicht (endgültige Fassung); Kohle auf Transparentpapier, 100,4 x 54,5 cm
    The Museum of Modern Art, New York

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    Planskizze und Ansicht (endgültige Fassung); Kohle auf Transparentpapier, 100,4 x 54,5 cm

    The Museum of Modern Art, New York

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    Grundriss (endgültige Fassung); Bleistift auf Transparentpapier, 68,4 x 79,3 cm
    The Museum of Modern Art, New York

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    Grundriss (endgültige Fassung); Bleistift auf Transparentpapier, 68,4 x 79,3 cm

    The Museum of Modern Art, New York

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    Perspektivische Ansicht von unterhalb des Vordaches (endgültige Fassung); Pastell- und Bleistift auf Transparentpapier, 54,6 x 107,5 cm
    The Museum of Modern Art, New York

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    Perspektivische Ansicht von unterhalb des Vordaches (endgültige Fassung); Pastell- und Bleistift auf Transparentpapier, 54,6 x 107,5 cm

    The Museum of Modern Art, New York

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    Perspektivische Ansichtsskizze (vorläufige Fassung); Bleistift auf Papier, 20,8 x 29,5 cm
    The Museum of Modern Art, New York

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    Perspektivische Ansichtsskizze (vorläufige Fassung); Bleistift auf Papier, 20,8 x 29,5 cm

    The Museum of Modern Art, New York

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    Perspektivische Ansichtsskizze (vorläufige Fassung); Bleistift auf Papier, 20,8 x 29,5 cm
    The Museum of Modern Art, New York

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    Perspektivische Ansichtsskizze (vorläufige Fassung); Bleistift auf Papier, 20,8 x 29,5 cm

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    Perspektivische Ansichtsskizze (vorläufige Fassung); Bleistift auf Papier, 20,8 x 29,5 cm
    The Museum of Modern Art, New York

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    Vogelperspektive (endgültige Fassung); Bleistift auf Transparentpapier, 54,5 x 93 cm
    The Museum of Modern Art, New York

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    The Museum of Modern Art, New York

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    Alle Zeichnungen sind dem Buch "Mies in Berlin" entnommen, das 2001 im Prestel Verlag erschienen ist.
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    Prestel Verlag

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Modellfoto: Robbrecht & Deam

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Modellfoto: Robbrecht & Deam


„Wir wollen keine Kirmes veranstalten“

Interview mit Christiane Lange

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

Haus Lange und Haus Esters in Krefeld haben einen festen Platz im Œuvre von Mies van der Rohe. Sein Golfclubgebäude für die Stadt blieb indes nur ein Projekt. Die Urenkelin von Hermann Lange plant dieses Frühjahr, mit Robbrecht & Daem ein Modell im Maßstab 1:1 des Clubhauses in der Nähe des einstmals vorgesehenen Grundstücks zu bauen.
Ist es weise, ein Projekt von Ludwig Mies van der Rohe, das nie zur Ausführung gelangte, im Maßstab 1:1 annähernd nachzubauen? Wie steht es mit der Würde eines der größten Architekten? Diese Fragen stellen sich mir angesichts des Vorhabens von Christiane Lange in Krefeld. Denn gerade bei Mies mit seinen soliden handwerklichen Kenntnissen ging es um die präzise Konstruktion mit großem Proportionsempfinden. Dies kann das Mock-up natürlich nicht bieten. Es wird aus einer Stahlstruktur und simplen Holzeinbauten bestehen. Damit ist das temporär errichtete Golfclubhaus kein Lehrgebäude. Die Besucher werden aber sicherlich die intendierte Raumwirkung mit dem Ineinadergreifen von Innen- und Außenräumen wahrnehmen. Mit den geplanten Veranstaltungen in der warmen Jahreszeit – Glasflächen sind nicht vorgesehen – wird es zudem gelingen, einen neuen Blick auf Mies in Krefeld mit seinen zahlreichen Bauten und Planungen für die Direktoren der Seidenindustrie zu werfen. Das Treffen mit Christiane Lange fand am 18. Januar in Düsseldorf statt.   
Frau Lange, Ihr 2010 gegründeter Verein Projekt MIK e.V. plant, den Mies van der Rohe-Entwurf von 1930 für ein Golfclubhaus in Krefeld als Modell im Maßstab 1:1 zu realisieren. Seit wann verfolgen Sie dieses Projekt?
Christiane Lange | Das Projekt ist entstanden im Rahmen meiner Recherchen über die zehnjährige Zusammenarbeit Krefelder Industrieller mit Mies van der Rohe. Dabei fiel dieses Projekt besonders ins Auge, weil es sozusagen Mies at its best zeigt. Er entwarf das Clubgebäude nach dem Barcelona Pavillon und zeigt dabei eine sehr freie räumliche Organisation. Schade, dass es nicht gebaut wurde. Zunächst war das Modell einfach nur eine Idee – aus großer Neugier. Erst im Laufe der Zeit ist es zu einem konkreten Kulturprojekt geworden.
Ist Mies van der Rohe für Sie auch der Ideengeber gewesen, denn er selbst ließ ja seinerzeit ein 1:1-Modell von seinem Entwurf für das Kröller-Müller-Museum bauen, um die Bauherrin zu überzeugen.
Natürlich kennen wir die Geschichte vom Modell in Originalgröße für das Museum bei Otterlo von 1912. Mies bekam den Auftrag aber nicht.
Welche Planzeichnungen liegen vom Clubgebäude vor, die im MoMA New York archiviert sind?
Es gibt einen sogenannten endgültigen Entwurf. Dabei handelt es sich um einen Grundriss. Außerdem sind Detailzeichnungen und eine ganze Reihe von Perspektiven vorhanden. Das Ganze war ursprünglich ein Wettbewerbsbeitrag.
Wie viele Teilnehmer gab es beim Wettbewerb?
Zwei. Der andere war August Biebricher, ein Krefelder Architekt, der eine Fabrikantentochter zur Frau hatte und dadurch gesellschaftlich sehr gut vernetzt war. Er hat viel in Krefeld gebaut.
Wie kam es zur Beauftragung des Büros Robbrecht & Daem aus Gent für die Planung und Ausführung des Modells?
Robbrecht & Daem haben wir gezielt ausgewählt. Es war uns klar, wenn wir diesen Entwurf als Modell im Maßstab 1:1 realisieren wollen, dann müssen wir sehr genau überlegen, wie wir das tun. Wir müssen eine eigene Sprache dafür entwickeln und dürfen nicht so tun, als wäre es der echte Bau. Mir war es wichtig, diese Aufgabe Architekten zu übertragen, die sich auch mit künstlerischen Themen intensiv befassen und mit Künstlern zusammenarbeiten. Ich schätze Paul Robbrecht sehr und habe mit ihm bereits 2007 die Möbelaus­stellung im Krefelder Haus Lange von Mies realisiert. Damals hatte er die schwierige Aufgabe gelöst, das Haus wieder mit seinen Originalmöbeln und gleichzeitig mit einer Ausstellung anderer Möbel zu kombinieren. Robbrecht würde nie ir­gend­etwas Leichtfüßiges machen. Er war von der Idee mit dem Golfclubhaus-Modell fasziniert. Obwohl wir am Anfang überhaupt nicht wussten, wie wir es jemals finanziert bekommen und ob das überhaupt realisierbar ist, hat er trotzdem gleich mit der Planung begonnen.
Das Clubgebäude war als offene kreuzförmige Raumkom­position gedacht. Werden die 30 Stützen formgleich den damals geplanten Kreuzstützen gefertigt?
Das Gebäude wird ganz bewusst den Charakter eines Modells haben und als solches auch lesbar sein. Wir bilden nicht al-les räumlich aus, sondern nur die Kernbereiche, in denen sich die Raumidee von Mies van der Rohe voll entfaltet. Das tun wir auch deshalb, um deutlich zu machen, dass wir nichts erfinden, nichts konstruieren wollen, für das wir keine Grundlage haben. Das Stahlskelett mit den von Mies sichtbar geplanten kreuzförmigen Stützen wird auch als solches ausgebildet. Sie werden aber nicht mit Chromblech, sondern mit Edelstahl ummantelt. Die Stützen sind sozusagen der Bezug auf die Mies’sche Materialästhetik.
Die Wände haben keine tragende Funktion, so wie ursprünglich geplant?
Genau, wir bauen das Stahlgerüst von Mies im Raster von 7 x 7 Meter. Alles, was er als Wände dort hineingestellt hätte, ist aus Holz (MDF-Platten). Er hätte das natürlich nicht so gemacht. Aufgrund anderer Projekte gehen wir davon aus, dass die Wände wohl weiß gewesen wären. Das Modell wird weiß sein, aber nicht weiß lackiert.
Sind auch Glasflächen vorgesehen?
Nein. Alles bleibt offen. Wir verdeutlichen allein die Raumkomposition. Die Fenster werden als Rahmen sichtbar sein. Sehr wichtig ist die Verzahnung mit der Natur.
Wird der Bau genau an dem Ort realisiert, wo er einmal vorgesehen war, und was charakterisiert diesen Ort heute?
Hat er sich seit 1930 verändert?
Der ursprüngliche Ort liegt ungefähr fünfhundert Meter weiter östlich auf der zweiten Kuppe des Egelsbergs, der einzigen Erhöhung, die wir in Krefeld haben. Die Kuppe, wo der Bau hatte entstehen sollen, ist heute ein Naturschutzgebiet. Die zweite Kuppe liegt nicht im Naturschutzgebiet. Uns war es wichtig, genau die Topographie dort vorzufinden, die Mies damals auch vorgefunden hatte, nämlich ein in alle Richtun- gen leicht abfallendes Gelände mit weiten Ausblicken. Durch das Naturschutzgebiet und einen Segelflughafen in der Nähe haben wir auch heute noch eine unverbaute Landschaft, nur den Golfplatz gibt es nicht mehr.
Wie ist Ihnen die Finanzierung des Projekts gelungen?
Das war sehr mühsam. Wir hatten den Wunsch, das Projekt weitgehend privat mit Förderern zu finanzieren, also ohne Sponsoren, die dafür Gegenleistungen bekommen. Wir haben uns dann auf die Suche gemacht. Es gab Personen, die daran sehr interessiert waren und uns auch unterstützt haben, aber ganz entscheidend war die Förderung durch die Kulturstiftung des Bundes und durch die Sparkassenstiftung Krefeld. Die Förderung vom Bund ist natürlich für das Projekt ein Ritterschlag. Die Gesamtkosten einschließlich des Begleitprogramms belaufen sich auf circa 850.000 Euro.
Der Bau soll sechs Monate stehen, von Mai bis Oktober. Welche Veranstaltungen planen Sie?
Wir wollen da oben keine Kirmes veranstalten, aber wir ha-ben natürlich ein Programm um dieses Modell herum entwickelt. Es wird wahrscheinlich fünf Symposien geben. Als Partner haben wir unter anderem das NAi in Rotterdam und das Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München mit Wolf Tegethoff, einem der führenden Mies-Forscher. Es wird auch Filmpräsentationen und Führungen zum Thema Mies in Krefeld geben.
Gibt es eine Nachnutzungsidee?
Ja, das war uns sehr wichtig, da jede Menge Material für sechs Monate verbaut wird. Wir haben überlegt, was wir machen können, und planen nun in Kooperation den Workshop „recycling Mies“. Eine Gruppe von Architekturstudenten der RWTH Aachen und Designstudenten aus Krefeld soll begleitend zu dem Ausstellungsprojekt einen Workshop machen und pavillonartige Bauten planen, die aus dem Material dann gebaut werden. Diese Pavillons sollen, wenn alles gut geht, am Ende in Aachen und in Krefeld auch von den Studenten oder zumindest mit Unterstützung der Studenten realisiert werden. Das deckt sich mit unserer inhaltlichen Konzeption. Wir wollen nicht nur zurückblicken, die Geschichte sichtbar machen. Der Impuls muss bei solchen Projekten immer in die Zukunft gehen. Es geht um die nächste Generation.
Sie möchten mit dem 1:1-Mock-up auch die internationale Fachwelt ansprechen. Planen Sie inzwischen schon eine posthume Realisierung des Golfclubhauses von Mies?
Mich persönlich würde das nicht reizen. Ich fände es auch nicht richtig. Ob das andere dann wollen, wenn das Modell steht, kann ich nicht sagen.
Heute befindet sich der Golfclub von Krefeld an einem anderen Ort. Wie sieht denn der Club diese Aktion?
Die wissen natürlich davon, es hat auch schon ein Mies van der Rohe-Golfturnier gegeben. Man ist neugierig und wartet erst einmal ab. Der ursprüngliche Golfclub auf dem Egelsberg bestand bis 1938 und musste dann nach Krefeld-Linn umziehen.
Was ist bei der Auftaktveranstaltung für das Projekt am 27. März, dem Geburtstag von Mies, in Chicago geplant?
Ich bin vom Goethe-Institut, der Mies van der Rohe Society und von der Chicago Architecture Foundation eingeladen, einen Vortrag in der Crown Hall zu halten. Dabei werde ich natürlich vor allem über Mies in Krefeld referieren, mit ei­nem besonderen Blick auf unsere Zielsetzung und den kuratorischen Ansatz beim Golfclubgebäude.
Welche Entdeckungen konnten Sie bei den Recherchen für Ihr im letzten Jahr erschienenes Buch „Ludwig Mies van der Rohe. Architektur für die Seidenindustrie“ * machen?
Für mich war die entscheidende Erkenntnis, dass es tatsächlich eine zehnjährige Auftragsserie mit einem regelmäßigen Austausch gab. Ich habe mich gefragt, wie es zu dem großen Netzwerk kam, in dem sich sowohl die Seidenindustrie, der Verband der Seidenindustrie als auch Mies zusammenfanden. Die eigentliche Triebfeder war der Verband der Seidenindus­trie, der 1925 entschieden hatte, sich im Grunde mit der Avantgarde selber weiterzuentwickeln, die eigene Modernität nach vorne zu stellen. Es war in gewisser Weise eine Marketingüberlegung, aber tief verwurzelt in der Überzeugung der Protagonisten.
* Ludwig Mies van der Rohe | Architektur für die Seidenindustrie | 208 Sei­ten | 160 meist farbige Abbildungen | 24,5 x 26 cm Hardcover
Fakten
Architekten Mies van der Rohe, Ludwig (1886-1969)
aus Bauwelt 9.2013
Artikel als pdf

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