Bauwelt

Zeugniswert 1960+

Ulrich Brinkmann freut sich schon jetzt auf viele gelungen sanierte Bausünden

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

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Ulrich Brinkmann freut sich schon jetzt auf viele gelungen sanierte Bausünden


Zeugniswert 1960+

Ulrich Brinkmann freut sich schon jetzt auf viele gelungen sanierte Bausünden

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

Rathäuser der 60er Jahre und die Frage nach ihrem Erhalt erhitzen seit Jahren die Gemüter (Bauwelt 40–41.2012). Zumindest mit Blick auf diese Bauaufgabe war der 7. Westfälische Tag der Denkmalpflege, Mitte Mai in Marl begangen und explizit der Frage nach Erfassung, Bewertung und Erhalt des baulichen Erbes der Jahre 1960+ gewidmet, eine Ermutigung: Das dortige Rathaus, eine Konstruktion der Rotterdamer Nachkriegsheroen Bakema und van den Broek, wird seit kurzem offiziell als Baudenkmal geführt. Wie zu hören war, scheint sich für das Rathaus in Gronau (Architekt: Harald Deilmann) in­zwischen eine ähnliche Perspektive zu öffnen. Und der Tagungsort selbst, die Schule von Hans Scharoun, deren Sanierung durch Pfeiffer Ellermann Preckel 2015 abgeschlossen wurde und die nun als Grundschule wie als Städtische Musikschule fungiert, führte den Teilnehmern des Denkmaltags vor Augen, welchen Zauber die Zukunftsfreude jener Ära verbreiten kann, wenn man sich ihrer Architektur nur mit dem nötigen Feingefühl widmet. Freilich keine ganz leichte Aufgabe für die Denkmalpflege, wie mehrere Redner einräumten, ging ihr Einsatz fürs gebaute Erbe einst doch einher mit dem Widerstand gegen genau jene nun selbst auf Schutzwürdigkeit hin zu prüfenden Komplexe. Dem Zeugniswert sei dank! Denn mit dieser vergleichsweise objektiven Kategorie ist es auch dem von Zweifeln geplagten Denkmalpfleger möglich, ein Schutzsiegel zu verleihen, selbst wenn die für das brutalistische Meisterwerk vor Jahrzehnten erfolgte Kahlschlagsanierung der halben Altstadt noch phantomschmerzgleich nachwirkt. Apropos Altstadt, die eigentliche Überraschung des klug konzipierten Programms kam aus genau jener Ecke des denkmalpflegerischen Einsatzbereichs – aus dem Südengraben 28 in Iserlohn, um genau zu sein, und zwar am Abend des ersten Tagungstags. Der 10.000 Euro schwere Preis der Stiftung „Kleines Bürgerhaus“ wurde für die Rettung eines besonders kleinen, um 1700 errich­teten Fachwerkhäuschens verliehen, auf dessen rund 27 Quadratmeter Wohnfläche vor zwei Jahrhunderten nachweislich drei Haushalte, nun ja, hausten. Glückliche Denkmalpfleger, denkt der Architekt, die nicht über die „Schönheit der Stadt“ streiten müssen, sondern schlicht Zeugniswerte feststellen. Und damit weiter zu Peter Rumpf nach Düsseldorf ...

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