Dresden 1933–1945 | Der historische Reiseführer
Text: Scheffler, Tanja, Dresden
Dresden 1933–1945 | Der historische Reiseführer
Text: Scheffler, Tanja, Dresden
Positiv fällt auf, dass auch sonst selten thematisierte Projekte wie die Euthanasie-Tötungsanstalt auf dem Sonnenstein in Pirna, der Deutschlandring bei Hohnstein und die verschiedenen KZ-Außenlager in und bei Dresden angeschnitten werden. Unverständlich ist jedoch, warum Informationen aus Standardwerken wie Weihsmanns „Bauen unterm Hakenkreuz“ (1998) nicht einbezogen wurden. Bis auf das Gauforum fehlen die nicht realisierten monumentalen Planungen (Sportforum, neues Kulturzentrum neben dem Zwinger) ebenso wie Hinweise darauf, dass das 1937 zur Anbindung an die Reichsautobahn vorgesehene neue Straßennetz nach dem Zweiten Weltkrieg beim Wiederaufbau der Innenstadt in großen Teilen ausgeführt wurde.
Ärgerlich sind das teilweise nachlässige Lektorat und die effekthascherische Zusammenstellung von Fakten. So wird die Bedeutung des Lahmann-Sanatoriums auf Magda Goebbels regelmäßige Besuche reduziert oder die hohe Breitenwirkung der 1933 realisierten Dresdner Ausstellung „Entartete Kunst“ gar nicht erwähnt. Sie ging mit den Werken der Künstlervereinigungen „Die Brücke“, „Dresdner Sezession Gruppe 1919“ und „Asso“ aufgrund eines „Führerauftrags“ auf eine mehrjährige Tournee, war die Grundlage zur Erstellung der „Schwarzen Listen“ und bildete den Grundstock für die gleichnamige spätere Münchner Schau.
Es bleibt die Hoffnung, dass die vor Ort forschenden Wissenschaftler und Institutionen endlich ein umfassendes Fachbuch zum Thema heraus bringen. Trotzdem ist der gut lesbare Reiseführer durchaus zu empfehlen, vor allem den Leuten, die immer noch an ein bis zur Zerstörung im Februar 1945 Nazi-freies Dresden glauben.
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