Grenzarchiv West-Berlin 1978/1979
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Grenzarchiv West-Berlin 1978/1979
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
„Berlin war ein drittes Deutschland, kein Ableger der westlichen Bundesrepublik ... Was Zeit ist,schien hier steckengeblieben. Es gab Zeit, Zeit, Zeit, und dennoch sprang sie nicht über etwas hinweg, hinüber und hinein in das, was im Westen Fortschritt, Zukunft hieß“, schreibt Ulrike Schuster in ihrer Einleitung dieses Buches über die eingemauerten Westbezirke der einstigen Reichshauptstadt Ende der 70er Jahre. Und wie dieses Steckenbleiben sichtbar wurde, zeigt die von der Müllkippe Wannsee bis zum Grenzübergang Dreilinden einmal im Uhrzeigersinn die ganze Grenze abschreitende Fotoserie von Hans W. Mende auf den folgenden Seiten.
Zum Beispiel im damaligen Niemandsland des Potsdamer Platzes, wo die „Fröhliche Eiszeit“-Wünsche eines westdeutschen Eisherstellers vor der brachial in den Stadtkörper getriebenen Grenzarchitektur plötzlich eine neue Bedeutungsebene erklimmt. Oder am S-Bahnhof Wollankstraße, wo auf der Brandwand eines auf Ost-Berliner Seite stehenden Hauses eine verwitternde Vorkriegsreklame für „Lemmes Bernstein-Oel-Lackfarben“ wirbt, unerreichbar in der nun West-Berliner Koloniestraße 107 vertrieben. Oder an der äußeren Peripherie, im südlichen Lichterfelde, wo der Blick Richtung Osdorf, DDR, über eine von keinerlei Auslagerungen der nahen Großstadt beeinträchtigte Landschaft schweift.
Zwanzig Jahre nach dem Mauerfall und knapp dreißig Jahre nach der Veröffentlichung von 60 Aufnahmen aus Mendes Serie durch den Nicolai-Verlag legt Peperoni Books nun eine mit 120 Bildern doppelt so umfangreiche, vorzüglich gedruckte und gebundene Neuausgabe dieser „Grenzbegehung“ vor – ein Standardwerk zu dieser eigenartigen Epoche einer fragmentierten und all ihrer räumlichen Bezüge beraubten großen Stadt West-Berlin.
Zwanzig Jahre nach dem Mauerfall und knapp dreißig Jahre nach der Veröffentlichung von 60 Aufnahmen aus Mendes Serie durch den Nicolai-Verlag legt Peperoni Books nun eine mit 120 Bildern doppelt so umfangreiche, vorzüglich gedruckte und gebundene Neuausgabe dieser „Grenzbegehung“ vor – ein Standardwerk zu dieser eigenartigen Epoche einer fragmentierten und all ihrer räumlichen Bezüge beraubten großen Stadt West-Berlin.
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