Bauwelt

Senftenberg

Text: Kowa, Günter, Berlin

Senftenberg

Text: Kowa, Günter, Berlin

Am Rand von Senftenberg eröffnete im Jahr 1973 der erste Baggersee der Region. Doch wer die Stadt besucht, muss das Wasser lange suchen. Eine gute Verbindung zum See hatte sich die IBA zur Aufgabe gemacht und unter anderem Pläne für einen Stadthafen erstellt. Bisher ist wenig davon zu sehen.
In Senftenberg, darauf wird der ortsansässige Architekt Wolfgang Joswig nicht müde hinzu­weisen, liegt ein Ausgangspunkt zur IBA See.Nicht, weil er es gewesen ist, der 1994 gemein­sam mit Thomas Zenker, dem Bürgermeister von Großräschen, und Holger Bartsch, Landrat von Oberspreewald-Lausitz, eine Interessengemeinschaft für die IBA gründete, sondern weil am Senftenberger See der Ursprung des Lausitzer Seenlandes liegt. Bereits Otto Rindt, der Pionier der DDR-Bergbaufolgelandschaf­ten und vormalige Autobahn-Ingenieur in der „Organisation Todt“, hatte am südlichen Stadtrand den Anfang einer Seenkette vorgesehen. Unter seiner Leitung war aus dem Tagebauloch Niemtsch 1973, nach fünf Jahren Flutung, der erste große Badesee der Region geworden. Durch Kanäle sollte dieser später mit anderen gefluteten Tagebaulöchern verbunden werden, doch in DDR-Zeiten passierte nichts.
Anfang der 90er Jahre lebte der Gedanke nun wieder auf. Mit dem technischen Know-How und der Finanzkraft des Bergbausanierers LMBV werden derzeit Kanäle gegraben, die den Senftenberger mit neun weiteren Seen zum Lausitzer Seenland verbinden sollen. Und plötz­lich hat die Stadt Senftenberg erkannt, dass sie gar keine Seeseite hat, dass der Wegvom Zentrum ans Ufer und andersherum ein beschwerlicher ist. Plattenbauriegel schotten vom Wasser ab, der Graben der kanalisierten Schwarzen Elster, ein Nebenfluss der Elbe, wirkt wie eine Barriere, die Ferienkolonie am Seeufer führt ein Eigenleben. 
Ziel des IBA-Projekts Senftenberg ist es, die Stadt mit dem Seeufer zu verknüpfen. Auch die Wassertouristen sollen so leichterden Weg in die Innenstadt finden. Ein IBA-Workshop im Jahr 2006 suchte nach entsprechenden Ideen. Als ersten sichtbaren Baustein errichtete der Wasserverband Lausitz auf seinem Seenahen Grundstück einen Neubau für Büros und eine ebenerdige Kantine mit Terrasse. Den Entwurf dafür lieferte das Dresdner Architekturbüro IPRO. Mit kantenlos schwingender Fassade und umlaufenden Fensterbändern weist der Bau in alle Richtungen und bildet eine Art städtebauli­ches Gelenk am Weg zwischen See und Stadt.
Wenige Schritte entfernt an der Seefront ist ein Stadthafen geplant. Aus den 31 Teilneh­mern des IBA-Wettbewerbs ging im vergangenen Jahr eine Arbeitsgemeinschaft aus den Berliner Landschaftsarchitekten Becker, Giseke, Mohren, Richard mit Astoc Architects, Köln, und Ecosystem Saxonia, Dresden, als Sieger hervor: Flache Ladengebäude für den Wassersport- und Freizeitbetrieb stehen am Ufer, hölzerne Stege rahmen das Hafenbecken, eine „Seebrücke“ führt mit ansteigender Rampe auf das Wasser hinaus. Die Planung und Bauausführung liegt nun beim Zweckverband Lausitzer Seenland, dem die weitere Betreuung vieler IBA-Projekte anvertraut ist. Ob er auch Betreiber des Hafens sein wird, ist noch offen. Drängender ist gegenwärtig die Frage der Fördermittel, die trotz des unmittelbar anstehenden Baubeginns noch nicht zugesagt sind. Weil
die Seebrücke auf unsicherem Boden gegründet werden muss, werden die veranschlag­ten neun Millionen Euro für den Hafen nicht reichen. Abgesehen von Neubau und Hafenplanung vermittelt die Stadt ein unklares Bild davon, wie sie ihre Strategie, sich zum See zu öffnen, künftig weiterverfolgen will. Nicht nur, dass die Barriere der Plattenbauriegel und  des Elster-Kanals fort besteht, es fehlt bisher auch ein konzeptioneller Ansatz für den ursprünglich angedachten Weg durch den Park der historischen Festungsanlage mit dem Renaissance­schlösschen.
Fakten
Architekten Becker Giseke Mohren Richard Landschaftsarchitekten, Berlin; ASTOC Architects & Planners, Köln; Ecosystem Saxonia, Dresden
aus Bauwelt 17-18.2010
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