Bauwelt

Das ist immer noch deren Kirche


Wie halbe Sachen eine Kirche retten: Sankt Bernardus in Oberhausen bleibt zur Hälfte geweiht, die andere Hälfte nutzt Tobias Fleckner für seine Veranstaltungsgastronomie. Ein Gespräch mit Tobias Fleckner


Text: Schultz, Brigitte, Berlin


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    Foto: Oliver Knorr

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    Eine schall- und geruchsdichte Glaswand trennt die beiden Bereiche der Kapelle.
    Fotos: Arne Fentzloff

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    Eine schall- und geruchsdichte Glaswand trennt die beiden Bereiche der Kapelle.

    Fotos: Arne Fentzloff

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    Eine klassische Situation: im kirchlichen Teil findet ­eine Trauung statt, im weltlichen Teil sind die Tische für die anschließende Feier schon gedeckt.
    Foto: Oliver Knorr

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    Eine klassische Situation: im kirchlichen Teil findet ­eine Trauung statt, im weltlichen Teil sind die Tische für die anschließende Feier schon gedeckt.

    Foto: Oliver Knorr

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    Tobias Fleckner Der Gastronom ist als „Sterkrader Eigengewächs“ im Oberhauser Stadtteil verwurzelt, wo er schon als Kind Pfadfinder und Messdiener war. 2012 hat er die dortige Bernarduskapelle übernommen.
    Foto: Oliver Knorr

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    Tobias Fleckner Der Gastronom ist als „Sterkrader Eigengewächs“ im Oberhauser Stadtteil verwurzelt, wo er schon als Kind Pfadfinder und Messdiener war. 2012 hat er die dortige Bernarduskapelle übernommen.

    Foto: Oliver Knorr

Herr Fleckner, Sie pachten eine halbe Kirche. Wie funktioniert das?
Ich betreibe kein À-la-carte-Restaurant, sondern biete einzelne Veranstaltungen an, weil die Gemeinde keinen täglichen Betrieb haben wollte. Der Gast kann dann bei der Großgemeinde einen Gottesdienst „dazu buchen“, also beispielsweise einen Hochzeits- oder Trauergottesdienst.
Wie viele Veranstaltungen gibt es pro Woche?
Im Schnitt drei. Aber es gibt auch Wochen, in ­denen Montag eine Beerdigung ist, deren Trauermahl bei mir stattfindet, Donnerstag der Stammtisch des Karnevalsvereins, Freitag ein 50. Geburtstag, Samstag eine Hochzeit und Sonntag eine Goldhochzeit. In die Richtung bewege ich mich hoffentlich langsam.
Finden noch reguläre Gottesdienste statt?
Nein. Die Gemeinde St. Bernardus ist eingemeindet worden in die Großgemeinde St. Clemens. Es gibt hier nur noch besondere Gottesdienste.
Wer organisiert die Nutzung?
Man kann die Kirche in Absprache mit mir nutzen, da ich der Hauptpächter bin.
Wie steht die Gemeinde zu der Umnutzung?
Das ist immer noch deren Kirche. Viele ehemalige Gemeindeglieder von St. Bernardus buchen bei mir. Sie wurden hier getauft, sind hier zur Kommunion gegangen, haben hier geheiratet und jetzt feiern sie hier ihre Goldene Hochzeit.
Haben Sie ein spezielles Konzept?
Ich nenne mich selber scherzhaft „den kochenden Eventmanager“. Ich bereite mich circa zwei Stunden mit den Leuten auf ihre Feier vor. ­Normalerweise. Nur bei Hochzeiten muss alles dreimal durchgesprochen werden (lacht).
Organisieren Sie auch eigene Events?
Am Anfang habe ich Mottoabende veranstaltet, um St. Bernardus über die Gemeindegrenzen ­hinaus bekannt zu machen. Heute bieten wir noch Whisky Tastings an und dreimal im Jahr die „Glockendisko“ in meinem Bereich der Kapelle.
Haben Sie durch die räumliche Situation Einschränkungen in Ihrem Betrieb?
Für die Küche wurden das Gemeindebüro und das ehemalige Wohnhaus des Pfarrers umgebaut, das funktioniert problemlos. Ansonsten kann man sich mit allem arrangieren. Beispielsweise musste ich den Platz für das Büffet einige Male ändern, bis es gepasst hat. Und da ich ­keinen Lastenaufzug habe, um auf der Orgelbühne etwas zwischenzulagern, habe ich Spanische Wände vor eine tote Ecke gestellt. Im ­Innenhof konnte ich in Absprache mit der Kirche eine große Holzhütte bauen, um Material für die Außen­gastronomie einzulagern.
Sie wollen Werbung an der denkmalgeschützten Kirche anbringen. Wie soll das aussehen?
Die Untere Denkmalbehörde hat uns Fotos von der Bernarduskirche gegeben, als sie gebaut wurde, um 1914 herum. Da hatte die Kirche vorne über dem Portal noch große Kirchenfenster. ­Irgendwann wurden die zugemacht, keiner weiß mehr, warum. Diese Fenster möchten wir jetzt wieder nachempfinden, auf Alu-Dibond. Mein Logo, „Fleckners Finest Food in St. Bernardus“, soll dann mit Abstandshaltern davor platziert und beleuchtet werden. Zwei Fahnenmasten vor dem Gebäude würde ich gemeinsam mit der ­Gemeinde bestücken: Die Fahnen sind dann auf der einen Seite mit meiner Werbung beschriftet und auf der anderen Seite kann die Kirche Gemeindefeste oder die Ü30-Messe, die viermal im Jahr stattfindet, bekannt machen.
Wie sind die Reaktionen auf diese Idee?
Der Unteren Denkmalbehörde hat es gut gefallen. Und seit gestern weiß ich, dass es auch vom Bistum abgenickt worden ist. Es ist jetzt nur die Frage, wie ich es bezahle (lacht).



Fakten
Architekten zwo+ Architekten, Bochum
Adresse Dorstener Str. 188A, 46145 Oberhausen


aus Bauwelt 36.2016
Artikel als pdf

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