Bauwelt

Abwechslung im Gummiwerk

Im Dezember wurde die Entwicklung eines weite­ren Abschnitts des Kölner Clouth-Areals entschieden. Nieto Sobejano Arquitec­tos planen eine Tanz- und Gesangsakademie so­wie Büroflächen und neue Wohnbebauung.

Text: Am Ende, Hannah, Münster

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    1. Preis Nieto Sobejano Arquitectos entwickeln eine Symmetrie zwischen Theaterbau (links im Bild) und Wohnriegel (rechts).
    Abb.: Architekten

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    1. Preis Nieto Sobejano Arquitectos entwickeln eine Symmetrie zwischen Theaterbau (links im Bild) und Wohnriegel (rechts).

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    Der rot gefärbte Beton vermittelt zwischen dem Bestand aus Backstein und der Tektonik der neuen Fassade, die deutlich gegenwärtige Akzente setzt.
    Abb.: Architekten

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    Der rot gefärbte Beton vermittelt zwischen dem Bestand aus Backstein und der Tektonik der neuen Fassade, die deutlich gegenwärtige Akzente setzt.

    Abb.: Architekten

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    2. Preis Architekturbüro Michels haben in der Überarbeitung ihre Wohnungsfassade lichter gestaltet. Das Theater überzeugte die Jury weder funktional noch gestalterisch.
    Abb.: Architekten

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    2. Preis Architekturbüro Michels haben in der Überarbeitung ihre Wohnungsfassade lichter gestaltet. Das Theater überzeugte die Jury weder funktional noch gestalterisch.

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    2. Preis rethmaierschlaich Architekten setzen sowohl beim Theater als auch bei den Wohnneubauten auf großzügigen Öffentlichkeitsbezug in Form von Loggien, Laubengängen und Balkonen. Der Jury schien jedoch die Berücksichtigung der Privatheit für das Wohnen ungenügend, etwa an der stark frequentierten „Werksgasse“.
    Abb.: Architekten

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    2. Preis rethmaierschlaich Architekten setzen sowohl beim Theater als auch bei den Wohnneubauten auf großzügigen Öffentlichkeitsbezug in Form von Loggien, Laubengängen und Balkonen. Der Jury schien jedoch die Berücksichtigung der Privatheit für das Wohnen ungenügend, etwa an der stark frequentierten „Werksgasse“.

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Abwechslung im Gummiwerk

Im Dezember wurde die Entwicklung eines weite­ren Abschnitts des Kölner Clouth-Areals entschieden. Nieto Sobejano Arquitec­tos planen eine Tanz- und Gesangsakademie so­wie Büroflächen und neue Wohnbebauung.

Text: Am Ende, Hannah, Münster

Im Norden Kölns, unmittelbar am Inneren Grüngürtel, liegt der Stadtteil Nippes. Das Veedel, wie Kölner ihre Viertel nennen, ist mit seinen Altbauten, den umgebenden Parks und der lebensfrohen Kultur als Wohnort sehr beliebt. Doch wie vielerorts, wird das Wohnungsangebot der Nachfrage nicht gerecht.
Im Gegensatz zu anderen Veedeln besitzt aber Nippes ein Potential, das fast 140 Jahre lang abgeschirmt war: das 2005 stillgelegte Areal der Rheinischen Gummiwarenfabrik. 1862 von Franz Clouth in der Kölner Altstadt gegründet, zog die Firma vier Jahre später nach Nippes um. Im Zweiten Weltkrieg wurden 90 Prozent der Bebauung zerstört. Der Wiederaufbau der „Fabrikstadt“ erfolgte ab 1947 nach den Plänen des Ingenieurs Jakob Richartz. Mit Fokus auf die Horizontale und abgerundeten Formen sind die Klinker-Bauten typische Vertreter der fünfziger Jahre-Architektur. Zum Produktionsende umfasste das Werk eine Fläche von 14,5 Hektar.
Heute steht das Ensemble unter Denkmalschutz. In der Vergangenheit waren nur die Beschäftigten der Clouth-Werke zutrittsberechtigt, sodass das Areal lange Zeit für die Anwohner ein weißer Fleck auf der Karte blieb, verborgen hinter seinen hohen Werksmauern.
Dies sollte sich ändern: Mit dem in einem städtebaulichen Realisierungswettbewerb zweitplatzierten Konzept des Büros scheuvens + wachten und Gerber Architekten schaffte das Stadtplanungsamt 2005 die Grundlage für den Bebauungsplan. Die Struktur des denkmalgeschützten Bestands bestimmt demnach die zukünftige Bebauung, einige Hallen wurden abgerissen. Betreut durch die Entwicklungsgesellschaft „moderne stadt“ wurden seither schon zahlreiche Projekte auf dem Areal realisiert, etwa Clouth 104 von Lepel & Lepel Architekten, fertiggestellt 2019. Verortet am südlichen Tor 1 des Industrieareals haben die Architekten einen Quartiersbaustein mit Büros, kleinen Gewerbeeinheiten und Ate­lierräumen geschaffen, der den Charakter des neuen Areals stärken und nach außen tragen soll.
Im April 2020 wurde, im Auftrag der Projektentwickler SiebersPartner und betreut von Faltin + Sattler, die Gestaltung der Baufelder um das nord-westliche Tor 2 ausgelobt. In einem nicht­offenen zweiphasigen Gutachterverfahren wurden sechs Architekturbüros mit einem Konzept für das denkmalgeschützte Ensemble beauftragt. Ziel des Wettbewerbs war, durch Nutzungsmischung einen lebendigen Baustein als „Pforte“ des Clouth-Geländes zu entwickeln. Das Projektgebiet von Tor 2 öffnet sich zur Niehler Straße mit einem innenliegenden Ehrenhof. Eine halbrunde Pförtnerloge ist über eine Art Pergola mit den ebenfalls abgerundeten Treppenhausvorsprüngen der beiden angrenzenden Werksgebäude verbunden. Die Auslobung forderte in diesem Ensemble die Unterbringung einer Tanz- und Gesangsakademie mit einem Theatersaal, der auch für anderweitige kulturelle Veranstaltungen nutzbar sein soll, sowie eine Ergänzung um geförderte, teilgeförderte und freifinanzierte Neubauwohnungen.
Der Beitrag von Chaix & Morel et Associés mit drei Grünräumen und verbreiterten Gebäudeflügeln, das von abwechselnden Dachhöhen geprägte Konzept von Schaller Architekten sowie der Entwurf von Heinrich Böll Architekten, der mit zwei neuen Wohnriegeln im Süd-Osten den rückwärtigen Bereich einschließt, schieden in der ersten Phase des Wettbewerbs aus. Die drei anderen Büros konnten ihre Konzepte mit den Anregungen des Preisgerichts verfeinern.
Im Dezember 2020 kürte die Jury unter dem Vorsitz des Architekten Thomas Bieling den Entwurf von Nieto Sobejano Arquitectos zum Sieger. Der Vorschlag des Büros beruht auf einer Kombination von öffentlichen und halböffentlichen Freiräumen, die in das Areal einführen. Der Ehrenhof bleibt, wie auch in den anderen Beiträgen, das städtebaulich dominante Element. Die Verortung der Nutzungen folgt in diesem Beitrag insgesamt plausibel der Logik der Typologien: Die flexiblen Strukturen der Büro- und Arbeitsflächen sind mit minimalen Eingriffen im denkmalgeschützten Bestand untergebracht. Die Einbettung in die Umgebung funktioniert mittels eines Cafés. Der neue Baukörper der Akademie, mit dem Theatersaal im Erdgeschoss, liegt im nördlichen Innenhof, wobei er angemessenen Abstand zum Bestand hält und im Westen einen Gartenhof ausbildet, der vom Foyer ausgehend als Erweiterung des Theaters genutzt werden kann. Die Wohnbauten bilden den Übergang zum angrenzenden Stadtquartier und rahmen das Denkmal L-förmig ein. Auf vier Geschossen plus Staffelgeschoss sind in durchgesteckten Formaten Wohntypologien mit flexiblen Grundrissen untergebracht.
Die Neubauten aus Betonelementen folgen in ihrer roten Farbigkeit den historischen Klinkerfassaden. Im Kontrast zur Horizontalen des Denkmals und des Wohnriegels sind die Fassaden stark vertikal gegliedert. In der Eingangsperspektive streben die architektonischen Ergänzungen über das Denkmal hinaus, sodass das alte vom neuen Clouth-Areal gerahmt und gewissermaßen belebt wird.
Erfreulich entwickelt hat sich laut der Jury der zweitplatzierte Entwurf vom Architekturbüro Michels aus Köln, in dem der gestapelten Akademiebau im Innenhof fugenlos an den Bestand heranrückt und der Wohnungsbau in zwei freistehenden Bauten untergebracht ist. Nicht überzeugen konnte hier die Position des Theaters sowie die Fassade aus Polycarbonat. Außerdem bewertete die Jury die Fassadeneingriffe im Ehrenhof als denkmalrechtlich zu massiv.
Ebenfalls auf den zweiten Rang kam der Beitrag von rethmaierschlaich Architekten, die den nördlichen Innenhof vollständig mit Akademie und Theater ausfüllten. Dieser Bau rankt sich um einen Lichthof mit Terrassen und Balkonen. Die Wohnriegel bilden hier wiederum einen L-förmigen Abschluss. Die Jury kritisierte unter anderem die fehlende Großzügigkeit des Foyers sowie die ungenaue Freiraumadressierung.
Nichtoffenes zweiphasiges kooperatives Gutachter­verfahren1. Preis (25.333 Euro) Nieto Sobejano Arquitectos, Madrid/Berlin
2. Preis
(25.333 Euro) Architekturbüro Michels, Köln
2. Preis
(25.333 Euro) rethmeierschlaich architekten, Köln
Weitere Teilnehmer Schaller Architekten, Köln; Heinrich Böll Architekt, Essen; Chaix & Morel et Associés, Paris
Jury
Thomas Bieling (Vorsitz), Katrin Bucher, Klaus Braß, Teresa De Bellis-Olinger, Eva Herr, Jürgen Minkus, Sabine Pakulat, Andreas Röhrig, Ershade Shahangi, Diana Siebert, Ralph Sterck, Gesine Weinmiller
Auftraggeber
SiebersPartner, Köln
Verfahrensbetreuung
FALTIN + SATTLER – FSW, Düsseldorf

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