Bauwelt

Just another Brick in the Wall

Tina Turner, Genesis, Pink Floyd, Lady Gaga, Madonna oder U2: Die spektakulären Bühnengestaltungen von Mark Fisher

Text: Schulz, Bernhard, Berlin

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    Expo ’92, Sevilla, 1992. Entwurf der schwebenden Bühne für die Eröffnungs­ze- remonie. Gouache, Pastellkreide und Airbrush auf schwarzem Karton, 660x 980 mm.

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    Expo ’92, Sevilla, 1992. Entwurf der schwebenden Bühne für die Eröffnungs­ze- remonie. Gouache, Pastellkreide und Airbrush auf schwarzem Karton, 660x 980 mm.

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    Jean-Michel Jarre, Tokio, 1986. Fischaugenperspektive der Hauptbühne mit Feuerwerk und Projektionen auf die umgebenden Gebäude. Tusche, Collage und Airbrush mit Gouache auf Papier, 725x910 mm.

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    Jean-Michel Jarre, Tokio, 1986. Fischaugenperspektive der Hauptbühne mit Feuerwerk und Projektionen auf die umgebenden Gebäude. Tusche, Collage und Airbrush mit Gouache auf Papier, 725x910 mm.

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    The Wall – Live in Berlin, Berlin 1990. Vogelblickperspektive der Bühne Bleistift auf Papier, 555x760 mm

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    The Wall – Live in Berlin, Berlin 1990. Vogelblickperspektive der Bühne Bleistift auf Papier, 555x760 mm

Just another Brick in the Wall

Tina Turner, Genesis, Pink Floyd, Lady Gaga, Madonna oder U2: Die spektakulären Bühnengestaltungen von Mark Fisher

Text: Schulz, Bernhard, Berlin

320.000 Zuschauer und -hörerinnen sollen es gewesen sein, die sich da am 21. Juli 1990 im Immer-noch-Niemandsland zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz drängten, um die wohl größte Show der ohnehin dem Gigantismus huldigenden Pop-Band Pink Floyd zu erleben, eingängig „The Wall“ betitelt. Das passte gut zu der erst ein gutes halbes Jahr zuvor auf- und nun Stück für Stück abgebrochenen Mauer, und niemanden störte es, dass die Geschichte die die Band erzählte, gar nichts mit der Berliner Mauer zu tun hatte, sondern irgendetwas mit Mauern in den Köpfen.
Pink Floyd waren bereits zehn Jahre zuvor mit ihrer Themenmusik „The Wall“ auf Tournee gegangen. Die Bühne, den jeweiligen Gegebenheiten des Veranstaltungsortes sich anpassend, trug nicht zum Geringsten zum Erfolg bei. Sie stammte von Mark Fisher. Der studierte Architekt war 1977 erstmals mit Pink Floyd zusammengekommen, für deren damalige Tournee er ei­ne aufblasbare Riesenfigur entwarf. Das gefiel der Band, und so kehrte die pneumatische Figur, diesmal als der sadistische Lehrer der recht simpel gestrickten Story, in der Wall-Inszenierung wieder. Fisher, 1947 geboren, hatte an der renommierten Londoner Architectural Associa­tion studiert, war aber weniger an konkreten Bauaufgaben interessiert als an den visionären Entwürfen, zu denen ihn die (Architekten-)Gruppe Archigram angeregt hatte. So kam eines zum anderen.
Ein wesentlicher Baustein des Erfolges, den Fisher in den folgenden Jahrzehnten als Bühnenbildner für Pop-Konzerttourneen feierte, verdankte sich seiner stupenden Zeichenkunst. Davon zeugt die Ausstellung im Museum für Architekturzeichnung, die geradezu hinausdrängt aus den beiden eher bescheiden dimensionierten Ausstellungsetagen. Dicht an dicht sind die Wände mit Zeichnungen behängt, ein Einfall übertrifft den nächsten, und doch lässt sich Fi­sher nirgends gehen, bleiben seine Zeichnungen stets nahe an der Umsetzbarkeit. Anders wäre er wohl nicht zum Zuge gekommen. Die Bühnen, zunehmend gigantische Konstruktionen, mussten schnell auf- und abzubauen sein, gut zu transportieren und, wie gesagt, anpassbar an wechselnde Gegebenheiten. Zugleich konnte Fisher – er verstarb 2013 in einem Londoner Krankenhaus – mit dickem Zimmermannsbleistift suggestive Ansichten aufs Papier werfen, die diesmal nicht die konstruktiven Details, sondern den auf Überwältigung angelegten Gesamteindruck vorausahnten.
In großen, farbigen Collagen, etwa für die Tourneen des französischen Synthesizer-Komponisten Jean-Michel Jarre, hielt Fisher das erwartete Geschehen sehr exakt fest, einschließlich des Feuerwerkspektakels, das zum ständigen Repertoire aller Pop-Größen wurde. Für U2 entwarf Fisher 2009 die berühmte „Klaue“, ein vierbeiniges Gestell, in das ein gigantischer Video-würfel eingehängt war. Längst war Fisher da schon für andere Massenspektakel verpflichtet worden, etwa die Eröffnung der Expo im südspanischen Sevilla 1992 oder die Akrobatik-Show im Londoner Millennium Dome im Epochenjahr 2000. Die Rolling Stones, weltweit als Show-Giganten unterwegs, ließen sich von Fisher für mehrere Tourneen Aufbauten entwerfen; in einem
in der Ausstellung gezeigten Video sieht man sie mit Fisher scherzen.
Ob das Berliner Wall-Spektakel den Höhepunkt von Fishers Schaffen bezeichnet? Von der schieren Größe der Veranstaltung her gewiss; andere Entwürfe waren allerdings diffiziler als das doch recht grobschlächtig-allgemeinverständliche Bild der am Ende einstürzenden Styropor-Mauer. Seiner überbordenden Fantasie kam der Auftrag von Elton John zupass, für dessen über Jahre sich erstreckende Auftritte im Paradies der Künstlichkeit das passende Ambiente zu entwerfen: Der opulent gestaltete Ka­talog nennt den gewählten Stil „Las Vegas-Barockprunk“. Festzuhalten ist, dass Fishers optische Überwältigung stets auf sehr durchdachten Konstruktionen beruhten. Man kann es nicht anders sagen, als dass Fisher sein Handwerk verstanden hat.

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