Bauwelt

Vorbilder

Text: Geipel, Kaye, Berlin; Klingbeil, Kirsten, Berlin; Schade-Bünsow, Boris, Berlin

Vorbilder

Text: Geipel, Kaye, Berlin; Klingbeil, Kirsten, Berlin; Schade-Bünsow, Boris, Berlin

Es schwingt Anmaßung mit, wenn heute gesagt wird, etwas sei vorbildlich – es müsse nur viel mehr davon geben! Dieses Heft ist anmaßend, wenn man es neben den Status quo hält. Es handelt von einem in vielfacher Sicht vorbildlichen Zürcher Wohnungsbau; es präsentiert den heroischen Kraftakt der Stuttgar­­ter IBA-Macher, den schwäbischen Wohnungsbau auf Trab zu bringen; und es zeigt einen provisorisch errichteten Konzertsaal in München, der in seiner Lockerheit den anvisierten Endzustand vergessen lässt.
Der neue städtische Wohnungsbau ist, getrieben von den Bodenpreisen, auf einem kaum noch zu unterbietenden Niveau. Wenn der Genossenschaftswohnungsbau heute eine der wenigen Alternativen zum kommerziellen Immobilienmarkt darstellt, dann deswegen, weil er quer zu den Zwängen der Finan­zierung steht, die auch den städtischen Wohnungsbaugesellschaften keine Marge mehr lassen. Er hat eine kollek­tive Verantwortung als Ausgangspunkt, mit der sich Ziele umsetzen lassen, die fast utopisch anmuten. Beim Zürcher Zollhaus sind diese Ziele qua­-si Programm und einzeln ablesbar: Der 52 Millionen Schweizer Franken teure Bau ist ein Stück gebaute 15- Minuten-Stadt als Ort der kurzen Wege; er ist vor allem eine Bühne für experimentelles Wohnen und für nachhaltige Lebensverhältnisse; er formuliert zudem ein sichtbares Statement gegen Gentri­fizierung und er ist schließlich ein Haus, dessen Bauherrin von Anfang an gefragt hat, was im Quartier noch fehlt.
Auch die Stuttgarter IBA versteht sich, das steckt in ihrer DNA, als Vorbild für exemplarische Stadtentwicklung. Damit dies in einer Stadt gelingt, die zwar viele ehrgeizige Architekten hat, aber nicht für inno­vativen Städtebau bekannt ist, arbeitet Andreas Hofer mit seinem Team an einem ambitionierten Plan. Die große Karte auf Seite 34 zeigt, wie weit dieser innovative Schub auch die Region beflügeln soll. Dietrich Heißenbüttel, der sich den Zwischenstand am Beispiel der geplanten Wohnbauprojekte angesehen hat, sagt aber auch: wenn die Stadt am Neckar bis 2027 zum Vorbild werden will, bleibt viel zu tun.

Meisterstück
Die Städtekonkurrenz sorgt für seltsame Blüten. Was die Münchner mit ihrer Hektik, auch so eine tolle Philharmonie wie Hamburg zu bekommen, bisher gezeigt haben, war kein Glanzstück. Jetzt ist in Windeseile etwas gelungen, das man den mäkeligen Bayern nicht zugetraut hätte. Das provisorische Konzerthaus, von gmp mit sicherem Griff in die Modulbaukistezusammengeschraubt, versprüht einen derart ansteckenden Charme, dass das Provisorium bereits als idealer Aufführungsort für die Musik gelten darf.

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24.2024

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