Bauwelt

Wo die Kunst herrscht

Text: Landes, Josepha, Berlin; Flagner, Beatrix, Berlin

Wo die Kunst herrscht

Text: Landes, Josepha, Berlin; Flagner, Beatrix, Berlin

Museen sind sakrale Orte – Heiligtümer der Musen. Doch mit Heiligkeit tut sich die Gegenwart schwer. Die Heiligkeit hat sich selbst ins Abseits manövriert. Wo also finden fortan die Musen Unterschlupf?
Kunst-Museen haftet – so avantgarde sie sich geben – noch immer das klassische, im Prinzip allerdings vielmehr klassizistische, Verständnis an, Orte kanonisierten Schaustellens zu sein. Es könnte an der Zeit sein für einen Befreiungsschlag: Wer hat behauptet, Kadrierung sei der geeignete Ansatz mit den Ergebnissen eines Quellnymph-Kusses umzugehen?
Die Museumsbauten im ersten Teil dieses Hefts könnten eine Rückbesinnung auf den phantastischen Kern der Kunst ausdrücken. Ob die Bilder Edvard Munch, die Märchen Hans Christian Andersens oder der Kosmos der deutschen Romantik – jedes von ihnen birgt ein grundständig oszillierendes Œuvre.
Bei der Suche nach neuartigen Konzepten stehen Kuratoren und Architekten vor der Frage, welche
Art von Gewinn sie sich und dem Publikum versprechen. Leider gelingt es selten, altbekannten Starrsinn tatsächlich umzuwandeln in Durchlässigkeit. An die Stelle vorangegangener Enge tritt oft Ratlosigkeit. Man mag es als Zeichen des Prozesses deuten.
Während der Arbeit an dieser Ausgabe kristallisierte sich heraus, dass gerade der umstrittene Neubau des Rotterdamer Kunstdepots Boijmans Van Beuningen für diese grundsätzlichen Fragen eine herausragender Funktion erfüllt: Er formuliert sie.

Ungarisches Despoten-Dilemma?

Die Olympischen Spiele in Peking wurden diplomatisch boykottiert, Russland wird nach dem Angriffskrieg auf die Ukraine hart sanktioniert, gleichzeitig führt Wirtschaftsminister Robert Habeck Gespräche über Gaslieferungen in Katar – ein Land, das wegen der Missachtung von Menschenrechten in der Kritik steht. Wo liegen die eigenen moralischen Grenzen? Wovor verschließt man die Augen für den eigenen Erfolg? Die internationale Architektenschaft vor vielem. Munter werden Megaprojekte in Ländern rea­lisiert, in denen Autokraten oder Despoten herrschen.
Budapest gilt als eine Heimatstadt der klassischen Musik. Der populistische Ministerpräsident Ungarns, Viktor Orbán, macht sich das Image zunutze und will den Stadtpark Városliget in ein Schaufenster der ungarischen Nationalkultur verwandeln. Im Januar eröffnete eines der ersten Projekte dieses Vorhabens: das House of Music von Sou Fujimoto Architects. In einer für das Büro untypischen Architektursprache realisierte es Konzertsäle, Ausstellungsflächen und Unterrichtsräume unter einem goldenen Blätterdach.

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8.2024

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