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(un)möglich!

Zu seinem 10. Geburtstag zeigt das Museum Marta Herford Architekturen von Künstlern

Text: Maier-Solgk, Frank, Düsseldorf

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    Die Fotomontage Nova Heliopolis III, 2007, von Dionosio González. Konkrete Vorschläge oder kritische Stellungnahme zu Favelas in São Paulo?

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    Auf der Grenze zwischen Kunst, Architektur und Design: das mobile Hotelzimmer Dynamo 2010 von Atelier van Lieshout

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(un)möglich!

Zu seinem 10. Geburtstag zeigt das Museum Marta Herford Architekturen von Künstlern

Text: Maier-Solgk, Frank, Düsseldorf

Die Frage nach dem Verhältnis von Architektur und Kunst füllt Bibliotheken. In den letzten Jahren begegnete man dem Phänomen einer „künstlerischen“ Architektur vor allem in Gestalt jener Akteure, die es verstanden, ihren Gebäuden „skulpturale“ Eigenschaften zu verleihen, die zusätzlich als Stil- und Unterscheidungsmerkmal geeignet waren. Einer der bekanntesten Vertreter dieser Gattung ist Frank O.Gehry, dessen Museen sich mit den Werken erfolgreicher Künstler jedenfalls die strategische Wiedererkennbarkeit teilen. Sein Museum Marta im ostwestfälischen Herford hat sich zum 10-jährigen Jubiläum der alten Frage in Form einer Ausstellung gewidmet, jedoch gewissermaßen von entgegengesetzter Seite: Ausgestellt sind zum Teil eigens für die Schau entwickelte Arbeiten einer stattlichen Zahl internationaler, renommierter Künstler, die allerdings keine Antwort auf die Frage geben, ob Künstler die besseren Architekten seien. Es sind vielmehr Anregungen oder, besser gesagt, Erinnerungen an Seiten von Architektur, die tatsächlich im Tagesgeschäft leicht in Vergessenheit geraten. Die Modelle sind daher eigentlich immer Skulpturen, die Fotografien oder Zeichnungen montieren architektonische Bilder, die das Gedächtnis festgehalten hat, und die Rauminstallationen sind vor allem Versuchsanordnungen von Gefühlen. Direktor Roland Nachtigäller sprach von einem „poetischen Dialog“ – ob viele Architekten diese Sprache verstehen?
Die Auswahl der gezeigten Arbeiten unterliegt keiner Systematik, dafür lassen sich aber manche Schwerpunkte ausmachen: Gregor Schneiders „Total isoliertes Gästezimmer“, seinem Haus Ur nachgebaut, spürt ebenso wie seine Fotografien den Stimmungen nach, die mit Innenräumen aus der Nachkriegszeit unterschwellig bis heute verknüpft sind. Zunächst ganz künstlerisches Objekt sind hingegen die Hochhaus-Modelle von Isa Genzken aus Glas und Spiegeln, deren Titel wie „Fuck the Bauhaus“ dann jedoch mehr noch eine Sozialkritik an der Moderne betonen.
Ein anderer Schwerpunkt sind soziale Stadtutopien, die eigentlich das ganze 20. Jahrhundert begleitet haben: Prominent hierfür steht das Modell des Trichterhauses „Intrapolis“ (1961) von Walter Jonas, das der Idee gemeinschaftlichen Wohnens huldigt. In die Reihe gehören auch die Fotomontagen des Brasilianers Dionisio González, der auf Favelas von São Paulo dekonstruktivistische Kuben setzt und dabei offenlässt, ob es sich um konkrete Vorschläge oder Sozialkritik handelt. Viel objektbezogener hingegen ist die für die Ausstellung von Dai Goang Chen angefertigte Installation eines Iglus aus Styropor, die die Idee der Höhle verkörpert, oder auch der ebenfalls von der Koreanerin geschaffene begehbare Lichtturm aus Styropor, der im Inneren mit Licht- und Toneffekten spielt, oder die skulpturalen Glaskörper der Künstlerin Isa Melsheimer, die den Visionen von Bruno Taut eine moderne Variante entgegensetzen.
So wechseln in der Ausstellung immer wieder gesellschaftliche Utopien mit Objekten, die ausschließlich auf die ästhetische Wahrnehmung setzen und Stimmungen und Emotionen artikulieren, die sich an Raumwahrnehmungen heften. Man erlebt ein Panoptikum an künstlerischen Untersuchungen, die einen systematischeren Ansatz verdient hätten. Dafür – und das entschädigt – sieht man Zeichnungen und Modelle von Erwin Heerich und vom Bildhauer Thomas Schütte das Modell einer Skulpturenhalle (1:20), die derzeit auf der Insel Hombroich realisiert wird. Manchmal wird aus den nicht von ökonomischen Zwängen beeinträchtigten künstlerischen Visionen eben auch Realität.

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