Bauwelt

Deutsches Romantik-Museum in Frankfurt am Main


Für den Architekten Christoph Mäckler stellte sich beim Bau des Deutschen Romantik-Museums in Frankfurt am Main die Frage: Wie romantisiere ich ein Museum?


Text: Friedrich, Jan, Berlin


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    Das Deutsche Romantik-Museum neben dem Goethe-Haus ersetzt ein abgebrochenes Bürogebäude aus den 1950er Jahren. Der hintere Teil des Grundstücks wurde mit Woh­nungen und einer neuen Spielstätte für das Frankfurter Volkstheater nach Plänen von Landes & Partner, Frankfurt, bebaut.
    Foto: Eckhart Matthäus

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    Das Deutsche Romantik-Museum neben dem Goethe-Haus ersetzt ein abgebrochenes Bürogebäude aus den 1950er Jahren. Der hintere Teil des Grundstücks wurde mit Woh­nungen und einer neuen Spielstätte für das Frankfurter Volkstheater nach Plänen von Landes & Partner, Frankfurt, bebaut.

    Foto: Eckhart Matthäus

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    Die gleich drei Haustüren sind keine Staffage, sondern Zugang zur Kulturvermittlung, Eingang in die Wechselausstellung, Haupteingang (v.l.n.r.).
    Foto: Alexander Paul Englert

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    Die gleich drei Haustüren sind keine Staffage, sondern Zugang zur Kulturvermittlung, Eingang in die Wechselausstellung, Haupteingang (v.l.n.r.).

    Foto: Alexander Paul Englert

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    Foto: Roman Gerike

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    Foto: Roman Gerike

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    Ein Fenster im Museum ist nie nur Fenster, ...
    Foto: Eckhart Matthäus

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    Ein Fenster im Museum ist nie nur Fenster, ...

    Foto: Eckhart Matthäus

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    ... sondern z.B. auch Sitznische oder inszenierter Blick auf Dom, Paulskirche und EZB.
    Foto: Roman Gerike

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    ... sondern z.B. auch Sitznische oder inszenierter Blick auf Dom, Paulskirche und EZB.

    Foto: Roman Gerike

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    Die Brandwand des Goethe-Hauses bildet den nördlichen Abschluss des Museumsfoyers.
    Foto: Eckhart Matthäus

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    Die Brandwand des Goethe-Hauses bildet den nördlichen Abschluss des Museumsfoyers.

    Foto: Eckhart Matthäus

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    Ins Steinzeug des Fußbodens sind aufgeschnittene Ziegel aus dem Vorgängerbau eingelegt, die wiederum seinerzeit aus Trümmerschutt des zerstörten Frankfurt gepresst worden waren.
    Foto: Eckhart Matthäus

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    Ins Steinzeug des Fußbodens sind aufgeschnittene Ziegel aus dem Vorgängerbau eingelegt, die wiederum seinerzeit aus Trümmerschutt des zerstörten Frankfurt gepresst worden waren.

    Foto: Eckhart Matthäus

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    Die von Mäckler Architekten gestaltete Goethe-Galerie im 1. Obergeschoss des Museums ...
    Foto: Alexander Paul Englert/© Freies Deutsches Hochstift

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    Die von Mäckler Architekten gestaltete Goethe-Galerie im 1. Obergeschoss des Museums ...

    Foto: Alexander Paul Englert/© Freies Deutsches Hochstift

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    ... präsentiert die Gemäldesammlung des Freien Deutschen Hochstifts.
    Foto: Eckhart Matthäus

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    ... präsentiert die Gemäldesammlung des Freien Deutschen Hochstifts.

    Foto: Eckhart Matthäus

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    Die oval gewendelte Treppe – Gegenstück der langen, einläufigen „Himmelstreppe“ – verbindet die Ausstellungsgeschosse miteinander.
    Foto: Eckhart Matthäus

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    Die oval gewendelte Treppe – Gegenstück der langen, einläufigen „Himmelstreppe“ – verbindet die Ausstellungsgeschosse miteinander.

    Foto: Eckhart Matthäus

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    Fenster zum Großen Hirschgraben an der Rampe, die zur Wechselausstellung im Untergeschoss führt. Foto: Eckhart Matthäus

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    Fenster zum Großen Hirschgraben an der Rampe, die zur Wechselausstellung im Untergeschoss führt.

    Foto: Eckhart Matthäus

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    Ouvertüre zu Robert Schumanns „Szenen aus Goethes Faust“ in der Handschrift des Komponisten (2. Fassung), Klavierauszug (1853)
    © Freies Deutsches Hochstift, Foto: Axel Schneider

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    Ouvertüre zu Robert Schumanns „Szenen aus Goethes Faust“ in der Handschrift des Komponisten (2. Fassung), Klavierauszug (1853)

    © Freies Deutsches Hochstift, Foto: Axel Schneider

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    Blick in die vom Büro Sounds of Silence gestaltete Dauerausstellung.
    Foto: Eckhart Matthäus

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    Blick in die vom Büro Sounds of Silence gestaltete Dauerausstellung.

    Foto: Eckhart Matthäus

Es gibt diese Institutionen, da wundert man sich, wenn sie mit einem Mal neu eröffnen, wie es möglich war, dass sie zuvor gar nicht existierten. Das Deutsche Romantik-Museum in Frankfurt am Main ist so ein Fall. Seit September letzten Jahres empfängt es Besucher in einem Neubau von Christoph Mäckler neben dem Goethe-Haus. Kaum zu glauben, aber tatsächlich gab es bis dahin kein Museum, das sich dieser prägenden Epoche unserer Kulturgeschichte widmete.
Am Freien Deutschen Hochstift, dem Träger des Frankfurter Goethe-Hauses, wird seit rund hundert Jahren zur Literatur der deutschen Romantik gesammelt. Die zusammengetragenen Handschriften, Grafiken, Bücher, Gemälde und Gebrauchsgegenstände bilden die Grundlage des Deutschen Romantik-Museums. Anhand ausgewählter Exponate wirft die Dauerausstellung des Hauses Schlaglichter auf verschie­de­ne Aspekte des Phänomens Romantik in den schönen Künsten. Zu sehen sind etwa Handschriften von Novalis, von Clemens und Bettina Brentano sowie von den Brüdern Schlegel; Joseph von Eichendorffs handschriftlicher Entwurf zu seinem Gedicht „Wünschelrute“; das Manuskript von Ludwig Tiecks Novelle „Des Lebens Überfluss“; Robert Schumanns eigenhändige Kompositionsentwürfe zu seinen „Szenen aus Goethes Faust“; außerdem berühmte Gemäl­de wie Caspar David Friedrichs „Der Abendstern“ und Johann Heinrich Füsslis „Der Nachtmahr“.
Handschriften auszustellen ist aus konservatorischer Sicht ein heikles Unterfangen; keinesfalls dürfen die empfindlichen Originale dem Tageslicht ausgesetzt werden. So sind die Schauräume des Museums selbstverständlich fensterlos. Darüber hinaus liegen die Papiere und Bücher in Exponatmöbeln, die die Ausstellungsgestalterinnen Petra Eichler und Susanne Kessler vom Frankfurter Büro Sounds of Silence Schreibpulten nachempfunden haben. Um ein Exponat anzuschauen, müssen Besucher die Holzklappe des Pults öffnen.
Freilich kann ein zeitgenössisches Museum nicht ausschließlich Flachware in Vitrinen mit Erläuterungstexten präsentieren. Das wäre eine reichlich spröde Angelegenheit. Also gibt es die verschiedensten Hör- und Videostationen sowie computergenerierte Visualisierungen, die die Schaustücke und das jeweilige Thema, das sie repräsentieren, zum Leben erwecken. Der Autor dieser Zeilen muss gestehen, dass er bei Ausstellungsbesuchen diese Teile musealer Inszenierung gerne auslässt; hier aber ist das alles mit so viel Fingerspitzengefühl und derart abwechslungsreich gemacht, dass es ein Genuss ist, sich von Station zu Station durch den Romantik-Parcours treiben zu lassen.
So sehr einem der Gang durch die Ausstellung vor Augen führt, welche Neuerungen die Hinwendung zu den Vorstellungen der Romantik – Drang nach Unendlichkeit, Leidenschaft, freier schöpferischer Phantasie, Subjektivität – in Literatur, bildender Kunst und Musik hervorbrachte, so sehr ist man wieder einmal ernüchtert, dass die Mittelalterbegeisterung der Romantiker in der Architektur statt zu einer Weiterentwicklung zur gnadenlosen Rückbesinnung auf die Gotik führte. In der Ausstellung wird das anhand des mittelalterlichen Aufrisses der Westfassade des Kölner Doms dargestellt, der 1814 auf einem Darmstädter Dachboden entdeckt wurde; bekanntermaßen avancierte die Fertigstellung der Kathedrale zu dem romantischen Bauprojekt schlechthin.
An dieser Stelle kommt nun, zur nachträglichen Ehrenrettung einer genuin romantischen Architektur, wenn man so will, Christoph Mäckler ins Spiel, der mit seinem Museumsgebäude auslotet, wie sich künstlerische Vorstellungen der Romantik heutzutage materialisieren lassen. Mäck­ler bezieht sich auf ein Zitat des Dichters Novalis: „Romantisieren ist nichts als eine qualitative Potenzierung. Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Aussehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisiere ich es.“ Das bedeutet, auf Architektur übertragen, dass eine Wand nicht einfach nur eine Wand ist, eine Treppe nichtnur eine Treppe, ein Fenster, nicht nur ein Fenster, sondern dass diesen funktionalen Elementen mindestens eine weitere Bedeutungsebene eingeschrieben ist.

So inszeniert Mäckler die einläufige Treppe ­hin­auf zu den Ausstellungsräumen in den drei Obergeschossen als scheinbar endlose „Himmels­treppe“, die durch eine kontinuierliche Verjüngung des Treppenraums viel länger wirkt, als sie in Wahrheit ist. Der steinerne nördliche Abschluss des Foyers ist nicht irgendeine Hauswand, sondern die sichtbar belassene Brandwand des Goethe-Hauses – und das einzige authentische Zeugnis vom Geburtshaus des Dichters, das ansonsten ein Nachkriegswiederaufbau ist. Die Fenster in der Straßenfassade sind außer Fenster auch Sitznischen, inszeniertes Panorama auf wichtige Symbolbauten der Stadt, oder sie verklären durch blaue Glasbausteine hindurch den Blick in die Straße. Das Museum ist voll von derartigen anspielungsreichen Details, die zu entdecken enormes Vergnügen bereitet.



Fakten
Architekten Mäckler Architekten, Frankfurt am Main
Adresse Großer Hirschgraben 23-25, 60311 Frankfurt am Main


aus Bauwelt 7.2022
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