Bauwelt

Hundeschule in Madrid


Auch im Umland von Madrid hat der Mensch mit landwirtschaftlicher Ausbeute die Artenvielfalt geschrumpft. Der Neubau einer Hundeschule soll nun neben den Haus- auch Wildtieren wie Vögeln und Fledermäusen Raum bieten.


Text: Aguirre Such, Adriana, Barcelona


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    Die an der Fassade angebrachten Buchstaben sind einerseits Logo der Schule, ...
    Foto: José Hevia

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    Die an der Fassade angebrachten Buchstaben sind einerseits Logo der Schule, ...

    Foto: José Hevia

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    ... andererseits Brut- und Schlafstuben für Fledermäuse.
    Foto: José Hevia

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    ... andererseits Brut- und Schlafstuben für Fledermäuse.

    Foto: José Hevia

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    Architektonische Entscheidungen berücksichtigen die Bedürfnisse der verschie- dener Nutzer: Die blauen Vorhänge etwa dienen als Sonnenschutz, reichen aber nicht zum Boden, damit die Hunde sich frei bewegen können.
    Foto: José Hevia

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    Architektonische Entscheidungen berücksichtigen die Bedürfnisse der verschie- dener Nutzer: Die blauen Vorhänge etwa dienen als Sonnenschutz, reichen aber nicht zum Boden, damit die Hunde sich frei bewegen können.

    Foto: José Hevia

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    Der unterteilbare Großraum dient dem Hundetraining. Die schmale Spange im nördlichen Gebäudeteil umfasst Büros und einen Raum für die theoretische Ausbildung der Hundeführer.
    Foto: José Hevia

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    Der unterteilbare Großraum dient dem Hundetraining. Die schmale Spange im nördlichen Gebäudeteil umfasst Büros und einen Raum für die theoretische Ausbildung der Hundeführer.

    Foto: José Hevia

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    Die mehrschichtige Fassade enthält Niststätten, die auf die Vorlieben verschiedener Vogelarten ausgelegt sind.
    Foto: José Hevia

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    Die mehrschichtige Fassade enthält Niststätten, die auf die Vorlieben verschiedener Vogelarten ausgelegt sind.

    Foto: José Hevia

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    Funktionsbereiche und Möblierung innerhalb der Schule sind gestaltgebend gleichwohl nutzungsorientiert entworfen.
    Foto: José Hevia

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    Funktionsbereiche und Möblierung innerhalb der Schule sind gestaltgebend gleichwohl nutzungsorientiert entworfen.

    Foto: José Hevia

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    Die Akustik im Innenraum regeln Stoffbahnen, Schaumstoffnoppen und eine fein perforierte Blechlamellenwand vor Schallschutz-Dämmung.
    Foto: José Hevia

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    Die Akustik im Innenraum regeln Stoffbahnen, Schaumstoffnoppen und eine fein perforierte Blechlamellenwand vor Schallschutz-Dämmung.

    Foto: José Hevia

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    Die erhöht eingebrachten Bullaugen ermöglichen Sichtbezüge für Menschen, während die Hunde nicht durch Blicke auf ihre Artgenossen abgelenkt werden.
    Foto: José Hevia

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    Die erhöht eingebrachten Bullaugen ermöglichen Sichtbezüge für Menschen, während die Hunde nicht durch Blicke auf ihre Artgenossen abgelenkt werden.

    Foto: José Hevia

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    Educan von Eeestudio und Lys Villalba ist eine Schule für Hunde und ihre Menschen. Auch Vögel sind willkommen!
    Foto: Javier de Paz García

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    Educan von Eeestudio und Lys Villalba ist eine Schule für Hunde und ihre Menschen. Auch Vögel sind willkommen!

    Foto: Javier de Paz García

Wir befinden uns etwa dreißig Kilometer westlich von Madrid, nah dem Ort Brunete. Das Umfeld hat nichts Städtisches, aber die Urbanisierung hat es geprägt. Ackerflächen soweit das Auge reicht; durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wurden die Ökosysteme in dieser Region jahrzehntelang geschädigt. Dies hat auch zu einem Verlust der Artenvielfalt geführt, der besonders bei den einheimischen Vogelarten zu Buche schlägt. Das Projekt „Educan, eine Schule für Hunde, Menschen und andere Spezies“, wurde aus der Dringlichkeit heraus geboren, eine bestehende Hundeschule zu erweitern, jedoch mit einem Anspruch ausgeführt, der über die Erziehung von Haustieren hinausgeht.

Ökosysteme als Gestaltungsmittel

An dem Versuch, das geschädigte Ökosystem wiederherzustellen, haben die Madrider Ar­chitekten Lys Villalba und Enrique Espinosa als Eeestudio eng mit Handwerkern und Auftrag­geber zusammengearbeitet. Das Anliegen des Planungsteams, das sie bereits zum wiederholten Mal gemeinsam umsetzen, ist die Renatura­lisierung randstädtischer Nutzlagen. Sie arbeiten dafür in wechselnden, horizontal organisierten Kollektiv-Gruppen und mit wechselnden Partnern verschiedener Expertise.
Die Gebäudehülle des Educan-Neubaus bietet Lebensraum für Vögel und Fledermäuse und wird zu einem Zuhause, in dem jede Art ihren eigenen Platz hat. Die Nester und Stuben der Tiere wurden unter Berücksichtigung der optimalen Ausrichtung und Größe für jede Art konzipiert, so dass gleichzeitig der erforderliche räumliche Abstand zwischen den Gruppen gewährleistet ist. Im Ergebnis befinden sich die Nester der Turmfalken im Osten und die der Eulen im Westen; für die Fledermäuse bieten die hohlen, dreidimensionalen Buchstaben an der Südfassade Unterschlupf – eine Art Logo, das am Abend als Schattenriss der Buchstaben auf die Fassade fällt. Zu diesen Arten hat sich unerwartet eine weitere gesellt: Spatzen, die während der Errichtung des Gebäudes die bereits vorhandenen Löcher in den Metallcontainern der Fassade besetzt haben. Diese spontane Programmerweiterung war ein erster Beweis für den Erfolg des experimentellen Habitats.
Greifvögel ernähren sich von kleinen Säugetieren und schützen so die umliegenden Kulturen. Fledermäuse und kleine Vögel, etwa in der Umgebung nistende Mauersegler, ernähren sich von Insekten und Mücken, die als Überträger der für Hunde gefährlichen Leishmaniose bekannt sind. Durch die Gestaltung des Projekts als Ökosystem tragen die Arten nicht nur zur Erhaltung ihrer Umwelt bei, sondern schützen auch die Besucher der Schule: die Hunde. In Educan stehen alle Einzelteile in Symbiose.

Materielle Ökologie

Das 300 Quadratmeter weite Innere des Gebäudes ist einfach untergliedert. Der wichtigste Trainingsraum ist nach Süden ausgerichtet und umfasst einen großen Raum mit bodentiefer Fensterfront. Dieser Raum wird für das Agility- und IPO-Training (Bewegung im Zusammenspiel mit der Bezugsperson und Vorbereitung auf Hundeprüfungen) genutzt und kann durch eine dreigeteil­-te Schiebetür in zwei Räume unterteilt werden. Der Raum verfügt auch über einen Waschraum für die Hunde, der durch einen Vorhang abgeschirmt ist. Im hinteren Teil des Gebäudes befinden sich der Raum für theoretischen Unterricht, Lagerräume, Toiletten für Menschen und der Eingang, dem ein Büro und ein Essplatz angegliedert sind. Im Obergeschoss dieses hinteren Raumes befinden sich die Haustechnik und die Innenbereiche der Nester.
Nicht nur das Konzept des Projekts basiert auf einem ökosystemorientierten Ansatz, sondern auch die Materialien sind hinsichtlich ihrer ökologischen Verträglichkeit gewählt. Das Gebäude ist im Hinblick auf Tragwerk und Hülle in zwei Teile gegliedert. Zwar ruht das Haus auf einem Betonsockel, der das Erdgeschoss bildet und für die thermische Trägheit des Gebäu­des sorgt. Das Obergeschoss, auf dem auch das Dach ruht, wurde jedoch aus sechs recycelten Seecontainern zusammengesetzt, deren Nutzungsdauer für den Transport von Waren abgelaufen war. Diese 40 Fuß High-Cube-Contai­-ner, die früher auf Seerouten bis nach China unterwegs waren, wurden im Hafen von Valencia angekauft, zum Trockenhafen von Madrid transportiert und schließlich in der Werkstatt der Fir-ma Lorenzo in Toledo bearbeitet.
Die sechs Container sind in zwei Blöcken zu je drei Modulen angeordnet. Von diesen Elementen wurden die Seitenflächen entfernt, die notwendig waren, um die doppelte Größe des Haupt-Trainingsraums zu schaffen, während sie gleichzeitig das Tragwerk für die Decke im Obergeschoss und das Dach bilden. Das gesamte von den Containern entfernte und scheinbar unbrauchbare Material wurde als Schalung für den Beton des Erdgeschosses genutzt. Durch die Wiederverwendung der Container konnten die Kosten reduziert und mehr Geld in Arbeitskraft investiert werden. So entstanden vor Ort aus standardisierten Blechen maßgefertigte Elemente für den Bau. Von den Brutkästen über die Tränken und die Buchstaben bis hin zu den Schiebetüren, Fenstern, Lampen und Mobiliar stimmten die Architektinnen alle Elemente auf die standardisierten Formen der industriellen Fertigung ab. So entstand ein Crossover aus Materialien (Holz, Metall und Beton), deren Verbindungen und Oberflächen mit äußerster Sorgfalt ausgeführt wurden. Wie das Konzept des Gebäudes für viele Arten ausgelegt ist, ist die Architektur durch die Verwendung verschiedener Materialien gekennzeichnet. Industriell und handwerklich gefertigte, recycelte und neue Materia­lien finden dabei zu einer neuen Ausdrucksweise der Architektur zusammenfinden.

Architektur aus der Sicht des Hundes

Die Entscheidungen zur Gestaltung dieses Gebäudes sind auch insofern ungewöhnlich, als die Bedürfnisse der Hunde im Mittelpunkt stehen. Sie bellen, anstatt zu sprechen, sie tragen kei­ne Schuhe, sie lassen sich leicht ablenken, und in den meisten Fällen können sie weder Türen noch Wasserhähne öffnen. Da es an entsprechenden baulichen Vorbildern mangelt, haben Lys Vill­alba und Eeestudio einen Prototypen entwickelt. Eine grundlegende räumliche Anforderung war, dass sie den Sichtkontakt zwischen den Menschen, die die Hunde ausbilden, ermöglichensollten, während gleichzeitig ein Sichtkontakt zwischen den Hunden in verschiedenen Trainingsräumen verhindert wird, damit sie nicht abgelenkt werden. Aus diesem Grund wurden Schiebetüren mit Bullaugen in menschlicher Augenhöhe von anderthalb Metern angebracht. Gleichzeitig können der Außen- und Innenbereich durch Öffnen der großen Fensterfront an der Südfassade miteinander verbunden werden. Zum Schutz gegen einfallendes Licht wurden Rollos angebracht, die jedoch nur bis zu einer Höhe reichen, dass die Hunde ungehindert zwischen innen und außen herumlaufen können.
Was die Böden betrifft, war zu berücksichtigen, dass Hundepfoten durchaus empfindlich sind; daher wurde der Haupt-Trainingsraum mit Kunstrasen ausgestattet, während im übrigen Gebäude der Boden mit einem Belag aus Terra­zzo, bzw. Beton mit eingelassenen, polierten Kieselsteinen ausgestattet wurde. Zur akus-
tischen Dämmung des Raums und zur Vermeidung des Nachhalls von Hundegebell sind die Container mit Akustikpyramidenschaumstoff ausgekleidet, und der Beton wurde an der Innenseite mit einer akustischen Isolierung versehen, die mit perforierten Wellblechen überdeckt ist.
Im Projekt Educan entstand dank einer Übertragung der Bedürfnisse von Tieren in architektonische Elemente unterschiedlicher Maßstäblichkeit ein neuartiger Raum. Zusammen­leben ist über Arten-Grenzen hinaus gedacht. Dieser Schule liegt ein experimenteller Ansatz zugrunde, der auch abseits einer Region intensiver landwirtschaftlicher Nutzung Inspiration sein kann. Es zeigt, dass Architektur Möglichkeiten bietet, Ökosysteme – das Miteinander verschiedener Lebewesen – zu reparieren und voranzubringen.
Aus dem Spanischen von Beate Staib



Fakten
Architekten Eeestudio, Madrid; Villalba, Lys, Madrid
Adresse Cam. de Sacedón 28690 Madrid Spanien


aus Bauwelt 4.2022
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