Bauwelt

New Aarch in Aarhus


ADEPT verzahnt in der neuen Architekturschule von Aarhus Architekturschaffen und Architekturlehre. Das Gebäude mit Werkstattcharakter macht Lust, noch einmal zu studieren. Gleichzeitig könnte die Stadt vom achtsamen Umgang der Planungsbeteiligten mit der Umgebung lernen.


Text: Bruun Yde, Marie, Berlin


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    Der Werkstattcharakter kommt durch offene Raumstrukturen und sichtbar verlegte Installationen zum Ausdruck.
    Foto: Rasmus Hjortshøj – COAST

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    Der Werkstattcharakter kommt durch offene Raumstrukturen und sichtbar verlegte Installationen zum Ausdruck.

    Foto: Rasmus Hjortshøj – COAST

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    In der Planung war die präzise, weil gestaltende Anordnung der Technik herausfordernd.
    Foto: Rasmus Hjortshøj – COAST

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    In der Planung war die präzise, weil gestaltende Anordnung der Technik herausfordernd.

    Foto: Rasmus Hjortshøj – COAST

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    Die Schule fügt sich auf dem ehemaligen Bahngelände in eine Nachbarschaft mit Tiny Houses ein.
    Foto: Rasmus Hjortshøj – COAST

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    Die Schule fügt sich auf dem ehemaligen Bahngelände in eine Nachbarschaft mit Tiny Houses ein.

    Foto: Rasmus Hjortshøj – COAST

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    Die Fassaden und Dachterrassen sollen nach und nach begrünt werden. Die Fassadengestaltung ist zurückhaltend, Hauptanliegen der Planer war es, optische und funktionale Durchlässigkeit zu erzeugen.
    Foto: Rasmus Hjortshøj – COAST

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    Die Fassaden und Dachterrassen sollen nach und nach begrünt werden. Die Fassadengestaltung ist zurückhaltend, Hauptanliegen der Planer war es, optische und funktionale Durchlässigkeit zu erzeugen.

    Foto: Rasmus Hjortshøj – COAST

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    Die öffentliche Bibliothek und Mediathek entwarfen Praksis Arkitekter.
    Foto: Rasmus Hjortshøj – COAST

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    Die öffentliche Bibliothek und Mediathek entwarfen Praksis Arkitekter.

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    Sie hat einen eigenen Eingang. Das Regalsystem geht auf die Architekten Hack Kampmann zurück.
    Foto: Rasmus Hjortshøj – COAST

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    Sie hat einen eigenen Eingang. Das Regalsystem geht auf die Architekten Hack Kampmann zurück.

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    Auf dem Dach stehen bereits kleinen Bauten – die Studierenden können ihre Ideen in den Werkstätten direkt umsetzen.
    Foto: Rasmus Hjortshøj – COAST

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    Auf dem Dach stehen bereits kleinen Bauten – die Studierenden können ihre Ideen in den Werkstätten direkt umsetzen.

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    Gegen die Schwe­re des Betons ...
    Foto: Rasmus Hjortshøj – COAST

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    Gegen die Schwe­re des Betons ...

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    ... stehen große Fenster, ...
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    ... stehen große Fenster, ...

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    ... die Innen- und Außenräume verbinden.
    Foto: Rasmus Hjortshøj – COAST

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    ... die Innen- und Außenräume verbinden.

    Foto: Rasmus Hjortshøj – COAST

Däninnen und Dänen diskutieren gerne, ob Aarhus unter einem Kleine-Schwester-Syndrom leidet: In Aarhus sieht man das nicht so, in Kopenhagen schon. Die Kompensation dieses möglichen Minderwertigkeitskomplexes erreichte 2001 ihren architektonisch manifestierten Höhepunkt, als das „Prisma“, ein gläsernes Hochhaus von Friis & Moltke, direkt im Zentrum neben dem Freilandmuseum “Den Gamle By“ (Die Alte Stadt) öffnete. Seither kamen Gebäude dazu, die zeigen, über welche Juwelen diese Stadt verfügt: Das Kunstmuseum „ARoS“ und die Hauptbibliothek „Dokk1“ von Schmidt Hammer Larsen, außerdem das archäologische „Moesgaard Museum“ von Henning Larsen. Demgegenüber hat die Stadt bedauerlicherweise beim Wachsen wenig Bausubstanz erhalten und umgenutzt. In den neuen Stadtteilen „Aarhus Ø“ am ehemaligen Hafen und „Ceresbyen“ auf einem frühe­-ren Brauereigelände wurde eine Vielzahl Indus­trierelikte abgerissen.
Dabei hat Aarhus eine selbstbewusste Architekturszene. Neben Kopenhagen ist es einer der zwei traditionellen Standorte der Architekturausbildung in Dänemark. Nun hat ADEPT, ein Büro, dessen drei Gründer aus Aarhus stammen und hier studiert haben, der hiesigen Architekturhochschule einen Neubau verpasst. Auf dem Projekt ruht die Hoffnung, der Szene einen Energieschub zu verleihen: In den letzten Jahren sind mehrere in der Stadt gegründete Architekturbüros, z. B. 3XN, nach Kopenhagen umgezogen, um besser auf der internationalen Bühne agieren zu können – unter anderem weil der kleinen Schwester ein ernstzunehmender Flughafen fehlt.

Kein Werk, sondern eine Werkstatt

ADEPTs „NEW AARCH“, ein 12.500 Quadratmeter großes Gebäude, ist der erste Neubau einer Architekturschule in Dänemark. Es befindet sich auf „Godsbanen“, einem ehemaligen Güterbahnhofgelände. Bereits vor Projektbeginn hatte hier der Kulturverein „Institute for (X)“, eine Tiny-House-Siedlung angelegt. Seit über zehn Jahren gilt das Areal als reizvolle Ausgeh-Location in Aarhus. Das sollte so bleiben, weshalb Planer und Auftraggeberin engen Austausch mit der Nachbarschaft pflegten.
Zum ersten Mal fahre ich an einem Abend während der Semesterferien an der Schule vorbei. Im Licht der Dämmerung erscheint sie mir roh, fast abweisend, erinnert mich an eine Fabrik. Dieser Eindruck weicht sich an einem Tag mit Studienbetrieb auf: Jetzt zeigt sie sich belebt und durchlässig. Von einer Etage aufseiten des alten Bahnhofsgeländes staffelt sich das Gebäude auf vier Etagen zur Straße. Damit wirft es zum einen wenig Schatten auf die umliegenden Freiflächen, zum anderen entsteht eine Dachterrassenlandschaft, die schon mit temporären Aufbauten bestückt ist und mit der kleinteiligen Anlage des Institute for (X) korrespondiert. Außerdem ist die Schule nicht auf der zentralen Achse des Geländes platziert, was ihre Mächtigkeit dämpft. Die einfache Struktur sollte als Hintergrund für das Geschehen dienen, erzählt ADEPT-Partner Martin Krogh. Das Team wollte kein Werk, sondern eine Werkstatt schaffen.
Wie eine ästhetisierte Ausgabe von Lacaton & Vassals Ecole d’architecture in Nantes (Bauwelt 17-18.2009) wechseln in der Fassade Beton und Vollverglasung einander ab. Der Haupteingang, der durch eine große Kantine führt, ist durch eine Holz-Verkleidung und einen Baldachin nur dezent betont. Die großen Fenster machen das Leben im Gebäude sichtbar und laden zu Aktivitäten entlang der Fassade ein. Besonders apart sind die praktischen, unprätentiösen Rolltore, die wiederum eher eine handwerkliche denn akademische Auffassung des Architektur-Metiers signalisieren.
Drinnen öffnet sich in Richtung des Bahngeländes eine gestapelte Industriehalle mit offener Raumstruktur. Im Erdgeschoss zum Südosten befinden sich weiträumige Werkstätten für Holz- und Metallarbeiten sowie digitale Laboratorien. Hier gibt es Platz und Ausstattung für das Arbeiten mit Robotern, Scannern und Mock-ups. Zur anderen Seite liegen das große Auditorium sowie die Bibliothek – ein labyrinthisches Möbel, das sich über vier Etagen und mit vielen Nischen Harry Potter-haft auftürmt. Dass Werkstätten und eine Bücherei den Aufbau der Schule bestimmen, vermittelt das Ziel des Programms: Die neue Schule soll sich von anderen ihrer Art abheben, indem das Wechselspiel zwischen Kopf und Hand im Entwurfsprozess deutlich wird.

1:1

Das Tragwerk ist ein Betonskelett, in das sich Treppen, Fluchtwege und dienende Räume versetzt einnisten. Teils verglaste Aussparungen erlauben Blicke kreuz und quer. Für Detaillierungen und Einbauten nutzen die Planerinnen hier und da Holz, vor allem aber ließen sie Leitungen und Traversen sichtbar – wodurch die Schule als 1:1-Lehrobjekt für die Studierenden taugt. In den oberen Etagen befinden sich offene Büros, die von großen Regalen, und weite Zeichensäle, die von Vorhängen unterteilt werden. Nicht alle Räume sind programmiert, überhaupt bleibt viel Platz für das Neben- und Durcheinander von verschiedenen, teils impulsiven Aktivitäten.
Zuvor war die Schule auf neun Standorte in Aarhus verteilt. Mit dem Neubau wurden die Quadratmeter mehr als halbiert, was man durch die großzügigen Räume jedoch nicht merkt. Indem statt Fluren nutzbare Flächen zwischen den Funktionsräumen liegen, verzahnen sich Studieren und Zirkulation, und Leerflächen entfallen.
Dass alle Lehrstühle sich nun ein Haus teilen, lässt überdies auf mehr Austausch zwischen den Schulen in der Schule hoffen. Es macht einen großen Unterschied, dass alles, was geschieht, sichtbar ist, keiner daran vorbeikommt, sich mit dem nächsten auseinanderzusetzen. Alles berührt einander im wahrsten Sinne beiläufig: Arbeitsplätze, Präsentationen und Maschinen. So ermöglicht das Gebäude spontane Kommunikation – und die Synergie ist spürbar. Diese unkonventionelle Schule zeigt, was gelingen kann, wenn eine Architekturhochschule sich auf Architektur einlässt: Sie macht sichtbar, dass im Architekturschaffen Hubwagen, Modelle, Bücher, Sägen, Konzentration und Diskussionen, lautes und leises Arbeiten ineinandergreifen.



Fakten
Architekten ADEPT, Kopenhagen
Adresse Exners Plads 7, 8000 Aarhus, Dänemark


aus Bauwelt 9.2022
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