25hours
Wilder Westen
Text: Kasiske, Michael, Berlin
Für ein Hotel im Hochhaus östlich vom Bikini-Haus konzipierte Werner Aisslinger das Interieur. Die Texter von 25hours bewerben das Design als „auffällig, sexy, frech und nie trierisch ernst“. Und das Raumkonzept „trägt dem zunehmend hybriden Verhalten seiner Gäste Rechnung“
Die Stimmung in der Lobby des Hotels lässt an einen Freizeitclub denken: schicke Hängematten, ein offener Empfangstresen, ein gemauerte Backofen inmitten der sonst roh belassenen Ausbaustruktur. Diesem außergewöhnlichen Ort einen ganz eigenen Erlebnisfaktor zu verleihen, war Ziel des Studio Aisslinger. Die junge Hotelkette 25hours will mit exklusivem Design an den jeweiligen Standort ihres Hauses anknüpfen. In Berlin fiel die Wahl auf Werner Aisslinger. Er studierte bei Hans „Nick“ Roericht, der mehr als vierzig Jahre Design an der HdK/UdK lehrte und die Berliner Szene prägte.
Und wer ist das Zielpublikum? Im Fahrstuhl treffe ich ein Pärchen, das schon in allen 25hours-Hotels gewesen ist und gespannter auf die Berliner Ausführung als auf die Stadt selbst zu sein scheint. „Viel wichtiger ist, dass das Hotel eigentlich eine kleine Revolution in der Branche ist“, meint Aisslinger, „denn da passiert viel, was nicht mit Übernachten zu tun hat.“ Damit hebt er auf die beiden Seiten des Hauses ab, die sich aus dem in Ost-West-Richtung geführten Mittelgangtyp ergeben: Nach Süden der „Urban Jungle“, nach Norden der „Real Jungle“, als Versuch, die Stadt ins Haus zu holen, ohne dass der Gast rausgehen muss.
Auf der Großstadtseite blickt man auf die Gedächtniskirche. Der Vorplatz des Hotels stellt einen Gewinn für die einstige Schmuddelecke des Breitscheidplatzes dar: Der öffentliche Raum ist nun bis zum Elefantentor des Zoologischen Gartens attraktiv und findet seine Fortsetzung, am Aquarium vorbei, in der gut erhaltenen Arkade an der Budapester Straße, die ebenfalls von den Architekten des Bikini-Ensembles entworfen wurde.
Der Überraschungseffekt in den Hotelzimmern auf der Nordseite wird durch den düsteren Korridor gesteigert. Im Gegenlicht erkennt man, dass die Außenwand vollständig verglast ist. Anders als bei der denkmalgerecht erneuerten Straßenfassade konnten es sich die Architekten Hild und K zum Zoo hin erlauben, die Tragstruktur vollständig zu öffnen. Man sieht auf Paviane, Gorillas und das Elefantenhaus. Die kleinen Räume sind geschickt möbliert, die Nassräume mit Regenduschköpfen sind offen. „Unsere Zimmer und Suiten haben feste Preise“, werden wir vom Hotelmitarbeiter aufgeklärt, „mit wie vielen Personen der Gast darin wohnt, ist seine Sache“, fügt er hinzu.
Bar und Restaurant befinden sich im neuen gläsernen Aufbau, der zu hoch geraten ist. Hier ist noch einmal der „verspielte Designmix im Spannungsfeld zwischen Großstadtdschungel und dem Dschungel des Berliner Tiergartens“ zu sehen, wie es bei 25hours heißt. Wie schon Alfredo Häberli im Zürcher 25hours hat Aisslinger vor allem auf eigene Möbelentwürfe zurückgegriffen, jedoch gestalterischen Firlefanz vermieden. Auch die Sitzlandschaft für die Lounge und die Monkey Bar hat Aisslinger entworfen. Wenn es der Bar auch noch gelingt, ihren Espresso heiß zu servieren, wird hier ohne Zweifel ein Hotspot entstehen. Das Gebäude wurde „löffelfertig“ übergeben, der Bauherr hat das Hotel inklusive Erstausstattung an den Betreiber verpachtet. Bleibt abzuwarten, wie lange die Atmosphäre so frisch wie zurzeit wirkt.
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