Mons Memorial Museum
Konzept und Ausgestaltung des Museums der zwei Weltkriege in Mons wurde mit einem Historiker bis in alle Einzelheiten erarbeitet. Der sehr bewegende Rundgang liegt bewusst im Verborgenen
Text: Redecke, Sebastian, Berlin
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Das Museum am Boulevard Dolez setzt sich aus drei Teilen zusammen: Das ehemalige Pumpwerk als zentrale Eingangshalle, links die ständige und rechts die temporäre Ausstellung
Foto: François Brix
Das Museum am Boulevard Dolez setzt sich aus drei Teilen zusammen: Das ehemalige Pumpwerk als zentrale Eingangshalle, links die ständige und rechts die temporäre Ausstellung
Foto: François Brix
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Der Block mit der ständigen Ausstellung kragt weit aus und symbolisiert die Fragilität des Friedens. Im Sockel befindet sich ein mit roten Ziegeln ausgekleideter Leerraum. Der weiß geschlemmte Ziegel der Fassade wurde bewusst unregelmäßig gemauert. Dies stellte eine Herausforderung für die Maurer dar.
Foto: François Brix
Der Block mit der ständigen Ausstellung kragt weit aus und symbolisiert die Fragilität des Friedens. Im Sockel befindet sich ein mit roten Ziegeln ausgekleideter Leerraum. Der weiß geschlemmte Ziegel der Fassade wurde bewusst unregelmäßig gemauert. Dies stellte eine Herausforderung für die Maurer dar.
Foto: François Brix
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Eingangshalle mit Kasse, Café und Passerelle.
Foto: François Brix
Eingangshalle mit Kasse, Café und Passerelle.
Foto: François Brix
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Der Saal für temporäre Ausstellungen befindet sich auf zwei Geschossen im kleineren Gebäudeteil und wird durch Fensterbänder im Dach belichtet
Foto: François Brix
Der Saal für temporäre Ausstellungen befindet sich auf zwei Geschossen im kleineren Gebäudeteil und wird durch Fensterbänder im Dach belichtet
Foto: François Brix
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Der „tote“ Leerraum im Sockelgeschoss mit zwei Fenstern zum Parcours der ständigen Ausstellung
Foto: François Brix
Der „tote“ Leerraum im Sockelgeschoss mit zwei Fenstern zum Parcours der ständigen Ausstellung
Foto: François Brix
Am breiten Boulevard, der um den Stadtkern herumführt, steht das neue Museum der Erinnerung an die beiden Weltkriege, die auch in Mons und Umgebung viele Spuren des Leids und der Zerstörung hinterlassen haben. Auf dem Grundstück mit nur begrenzter Fläche für einen Neubau steht ein altes Pumpwerk von 1871 mit eleganter, auf den Giebelseiten verglaster Halle.
Das Entwurfskonzept des Architekten Pierre Hebbelinck erklärt sich zunächst sehr einfach: Der Block mit der ständigen Ausstellung fügt sich auf der Nordostseite der Halle an und folgt mit einem Knick der Straßenecke. Auf der anderen Seite der Halle wird die Lücke bis zur Nachbarbebauung geschlossen. In diesem kleineren Block, mit großem Tor für die Anlieferung, ist Platz für temporäre Ausstellungen, Lagerflächen und im Sockelgeschoss für die Verwaltung und die Werkstätten der Restauratoren. Die beide weißen Bauten wirken reduziert, sogar verschlossen, und heben sich bewusst von der Umgebung ab. Dies war intendiert, da das Museum mit seinem Inhalt eine herausgehobene Bedeutung für die Stadt hat. Denn taucht man in die Ausstellung ein, erlebt man keinen White Cube mit Exponaten, sondern etwas ganz Anderes: viele bis ins Detail inszenierte Eindrücke aus dunklen Zeiten in meist dunklen Räumen. Es gibt nur wenige, zum Teil versteckt liegende Fenster mit einer besonderen farblichen Tönung. Sie sind auch in einen offenen Raum im Sockelgeschoss gerichtet, dessen Wände, Boden und Decke mit rotem Ziegel gestaltet sind. Er soll den Tod symbolisieren. Durch ein anderes Fenster blickt man auf ein altes Kriegsdenkmal an der Straßenkreuzung.
Im ehemaligen Pumpwerk befindet sich die Eingangshalle mit Kasse und einem kleinen offenen Bereich für Bücher. Eine Treppe führt hinunter in die Sockelebene mit zwei Schulungsräumen für Gruppen und einem Café. Die Wände des Pumpwerks wurden roh belassen. An den Reste von Verankerungen technischer Einrichtungen lässt sich der Umfang der Entkernung ablesen. Im Südosten schließt ein Wasserbassin an, an dem der Besucher entlang gehen kann. Auf einer Mauerkante des Bassins entdeckt man ein kleines, aus Stahl gefertigtes Modell des Museums. Der Architekt platziert, so weit es der Bauherr zulässt, bei jedem seiner Bauten ein solches Modell. Gegenüber vom Neubau steht ein Betonklotz aus den achtziger Jahren: die Zweigstelle der Nationalbank. Es ist nur zu verständlich, dass er auf keinem der Fotos zu sehen ist.
Der größere weiße Block des Museums kragt weit aus und soll die Fragilität des Friedens symbolisieren. Ins Auge fallen ein riesiger Wasserspeier am Dach und auf der Straßenseite eine leicht geschwungene, in die Wand eingefügte Sitzbank. Eine ähnliche Bank findet sich auch im Café. Hebbelinck hat sie, wie viele andere Einrichtungsdetails, selbst entworfen.
Der Parcours führt die Besucher bis an die Stirnseite des auskragenden Gebäudeteils und endet wieder in der Halle, eine schmale Passerelle durch die Halle führt direkt in die temporäre Ausstellung. Die ständige Ausstellung ist als Weg durch die Geschichte zu begehen. Man kommt in eine vollends inszenierte Welt, dunkel, mit vielen Vitrinen und Filmvorführungen. Im Vordergrund stehen nicht Kriegsgerät oder -strategien, sondern der Mensch. So sind in den Vitrinen viele persönliche Gegenstände von Soldaten und Zivilisten zu sehen, die einen Eindruck vom Leben in der Kriegs- und Besatzungszeit vermitteln. Mit dem Museum ist es gelungen ein Ort zu schaffen, der in seiner Introvertiertheit sehr konzentriert wirkt und betroffen macht. Doch tritt man aus dem Dunkel wieder hervor, empfängt einen eine andere Welt, hell und freundlich.
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