Bauwelt

Neubau Lauder Business School


Auf alten Fundamenten


Text: Redecke, Sebastian, Berlin


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    Ulrich Schwarz

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Die Lauder Business School hat in einer ehemaligen Nervenheilanstalt im 19. Wiener Gemeindebezirk Döbling ihr Zuhause. Kuehn Malvezzi wurden für den Um- und Neubau von der Ronald S. Lauder Fondation direkt beauftragt. Die Architekten hatten vor neun Jahren den Wettbewerb für die Umgestaltung des Wiener Akademietheaters gewonnen.
Von der Straße aus, der Hofzeile im Norden oder von der Pyrkergasse im Süden, ist von den Um- und Erweiterungsbauten der Fachhochschule nichts zu sehen. Die englischsprachige Lauder Business School arbeitet im Verborgenen und öffnet sich nur zum internen Freiraum, einer an den Längsseiten von Mauern gefassten Parkanlage.
Nach dem Eintritt von Norden aus steht der Besucher in der Halle des Maria-Theresien-Schlössels, das heute von der Verwaltung und im Obergeschoss für festliche Veranstaltungen genutzt wird. Das Lustschloss wurde 1745 errichtet und 1912–1914 durch die Rothschild-Stiftung in eine Heilanstalt für Nervenkranke umgebaut. 1939 folgte die Übergabe an die Stadt Wien mit der Auflage, die Heilanstalt weiterzuführen.  2003, als die Einrichtung zu klein wurde und nicht mehr den Ansprüchen entsprach, wurde das Schloss mit dem gesamten Areal aufgegeben. Dazu gehören auch ein Erweiterungsbau des Schlössel und das U-förmige Gebäude, das auf der Südseite den Park abschließt.
Die Schule hat eine eigene Entstehungsgeschichte. Ronald S. Lauder, Unternehmer, Präsident des Jüdischen Weltkongresses und Stifter jüdischer Bildungseinrichtungen in aller Welt, war ab 1986 kurz Botschafter der USA in Österreich. Mit Unterstützung des jetzigen Bürgermeisters Wiens, Michael Häupl, gelang ihm vor acht Jahren die Übergabe der Bauten an seine Stiftung. Die Fachhochschule für Wirtschaft ermöglicht rund 300 Studenten, meist Stipendiaten, größtenteils aus Osteuropa, einen Bachelor- oder Masterabschluss.

„In allen Details hochwertig“

Besonders beim Erweiterungsbau des Schlössels sind die Eingriffe der Architekten markant. Neben einer neuen Raumorganisation fügten sie eine Eichenholz-Möblierung als Interieur ein. In den Seminarräumen wurden unter den Fenstern flache Ablagen mit Fächern eingebaut, Zwischenzonen erhielten Schrankwände, die Bibliothek Regalwände und Tische mit hohen Abtrennungen, in die die Leselampen integriert sind. Das Interieur folgt durchgehend einer klaren formalen Ordnung, die Technik wurde integriert und ist nicht sichtbar.
Der Bauherr wünschte sich einen „in allen Details hochwertigen“ Um- und Neubau.
Beim Austritt in den Park hebt sich im Süden der Neubau hervor, der mit knapp bemessenem Abstand vom U-förmigen Gebäude der ehemaligen Nervenheilanstalt eingefasst wird. Das Raumkonzept des Neubaus überzeugt: der große Saal liegt im oberen Geschoss, die Mensa mit Küche im unteren, dessen Niveau ist tiefer als das des Parks. Die Mensa ist in zwei Säle für koschere Mahlzeiten geteilt (getrennt in milchige und fleischige Kost). Der besondere Reiz dieses von den Architekten als Pavillon bezeichneten Baus, der auf den Fundamenten eines ehemaligen Badehauses steht, sind die großen festverglasten Öffnungen. Sie bieten Ausblicke in den Park und lassen in einer zweiten Ebene, über Kopf, viel Licht in den Saal. Vom Altbau aus kann die Dachterrasse des Pavillons betreten werden, ein großer „Salon im Freien“. Unabhängig vom gelungenen Konzept der Raumorganisation wirkt der Block vom Park aus gesehen durch die großen Fensteröffnungen und die Nähe zum Altbau allerdings etwas unproportioniert.
Die Studenten wohnen im U-förmigen Gebäude, das fast klösterlich anmutet. Die Räume erhielten teilweise eine andere Gliederung, die neue Türen in den Fluren erforderlich machte. Das Interieur der Studentenzimmer ist, wie das der Schule insgesamt, reduziert gestaltet, Holz, dominiert. Man wollte den privaten Charakter dieser Räume hervorhebenund entschied sich für kostbares Teak.  



Fakten
Architekten Kuehn Malvezzi, Berlin
aus Bauwelt 25.2010

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