Deutsche Schule in Bilbao
Nach fünzig Jahren stehen die Sanierung und eine Erweiterung an
Text: Schulz, Bernhard, Berlin
Deutsche Schule in Bilbao
Nach fünzig Jahren stehen die Sanierung und eine Erweiterung an
Text: Schulz, Bernhard, Berlin
Die Bundesrepublik gibt viel Geld für ihre Auslandsschulen aus. Die Finanzierung obliegt dem Außenministerium; die Deutschen Schulen sind ein wichtiger Bestandteil der Auswärtigen Kulturpolitik, die seit Willy Brandt als eine der Säulen der Außenpolitik anerkannt ist. Die Deutsche Schule in der damaligen Industriestadt Bilbao wurde 1917 gegründet, mit anfangs 17 Schülern. 1961 konnte sie nach mehreren Umzügen ihr heutiges Domizil für knapp 700 Schüler beziehen. Die Architekten Graf Praschma und Erich Morgenroth gaben ihr ein zeittypisch leichtes Gepräge: Sieben Pavillonbauten folgen dem ansteigenden, damals noch am Stadtrand gelegenen, 30.000 Quadratmeter großen Gelände. Nach mehr als 50 Jahren ist nun eine umfassende Sanierung des Ensembles notwendig. Zugleich sollen ein Sportplatz und eine Dreifachturnhalle das Angebot für künftig 860 Eleven erweitern. Für eine spätere Bauphase ist eine Aula vorgesehen. Gesucht wurde mithin ein Masterplan, der die Entwicklung und Verdichtung des Ensembles zum Gegenstand hat. Eine knifflige Aufgabe stellt die Forderung nach barrierefreier Erschließung dar. Besonders gefordert war der „respektvolle Umgang mit der vorhandenen Pavillonarchitektur“. Diesen Respekt lassen die Einreichungen in unterschiedlichem Maße erkennen. 22 Büros wurden zur ersten Phase des Wettbewerbs ein-geladen, 12 wurden für die zweite Phase gewählt.
Die ursprünglich periphere Lage des Grundstücks ist von der wachsenden Großstadt Bilbao mittlerweile geschluckt worden. Umso stärker ist das Bestreben, den landschaftlichen Charakter des Schulensembles zu erhalten.
Die ursprünglich periphere Lage des Grundstücks ist von der wachsenden Großstadt Bilbao mittlerweile geschluckt worden. Umso stärker ist das Bestreben, den landschaftlichen Charakter des Schulensembles zu erhalten.
Die Verteilung der bestehenden Bauten entlang des Hanges ließ für die geforderte Turnhalle nur einen einzigen Platz zu, und zwar an dessen Fuße, quasi als Eingangsgebäude auf das Areal. Kann eine Sporthalle diese Aufgabe leisten? Zudem galt es, den Kfz-Verkehr – die Schüler werden mit Bussen gebracht – zu regulieren und eine erkleckliche Anzahl von Pkw-Stellplätzen unterzubringen, was bei einigen Einreichungen nur in Form einer (teuren) Tiefgarage gelang.
Die Unterschiede zwischen den Einreichungen bestehen vor allem darin, wie sie mit der Eingangssituation umgehen. Glück und Partner Freie Architekten mit Glück Landschaftsarchitekten (1. Preis) schlagen ein flaches Gebäude am Grundstücksrand vor, das laut Jury durch die Veränderung des Zugangsniveaus insbesondere die verkehrlichen Anforderungen bewältige. Auch Glass Kramer Löbbert mit bbz Landschaftsarchitekten (2. Preis) sehen niedrige Gebäude vor, ein zweites für die in fernerer Zukunft zu bauende Aula, zwischen denen ein weiter Freiraum den Blick auf das ursprüngliche Ensemble gewährt. Auch Léon Wohlhage Wernik mit Hager Partner (3. Preis) betonen die Eingangssituation, grenzen aber das Schulgelände durch Mauer und Zaun deutlich von der vorbeiführenden Straße ab. Irritierend wirkte in den Augen des Preisgerichts vor allem der weiße Stahlrahmen, der als Ballschutzzaun auf die Sporthalle gesetzt ist und die darunter liegende Ziegelfassade der Sporthalle mit ihren Fenstereinschnitten zitiert.
Der Gedanke der Rahmung des Geländezugangs durch zwei flankierende Bauten findet sich bei Grüntuch Ernst Architekten mit Topotek 1 (Anerkennung) in durchaus monumentaler Steigerung wieder: Eine mächtige Freitreppe führt zwischen den beiden Baukörpern den Hang hinauf. Der zentrale Freiraum werde durch die Setzung der tiefen Baukörper Sporthalle und Aula stark beschnitten, bemängelte die Jury. Gar keine Zustimmung fanden Entwürfe, die das Gelände straßenseitig vollständig abschirmen. Sowohl lüderwald architekten als auch Tabuenca & Leache Arquitectos setzten eine Art Dach vor eine durchgehende Struktur, teils auf haushohen Stelzen.
Keine der Einreichung hat die Anforderungen vollständig erfüllen können. Es ist allerdings auch knifflig, zum einen „Freiraumqualitäten“, zum anderen Kfz-Stellplätze nachzuweisen, zudem Barrierefreiheit und dies alles mit möglichst geringen Eingriffen in den Bestand. Unter dem leitenden Aspekt, dass das Erscheinungsbild des lockeren Bauensembles weitestgehend erhalten werden soll, sind die beiden ersten Preisträger zu Recht ausgezeichnet worden.
Der 92-jährige Architekt Erich Morgenroth, der zur Eröffnung der Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten nach Berlin gekommen war, zeigte sich mit den vorgeschlagenen Ergänzungen einverstanden. Vielleicht aber hätte er selbst die beste Lösung für „seine“ Schule gefunden?
Nichtoffener, interdisziplinärer, zweiphasiger, anonymer Wettbewerb für Architekten und Landschaftsarchitekten
1. Preis Glück + Partner Freie Architekten, Stuttgart, mit Glück Landschaftsarchitektur, Stuttgart
2. Preis glass kramer löbbert Gesellschaft von Architekten, Berlin, mit bbz Landschaftsarchitekten, Berlin
3. Preis Léon Wolhage Wernik, Gesellschaft von Architekten, Berlin, mit Hager Partner, Zürich, Berlin
Anerkennung Grüntuch Ernst Architekten Planungsgesellschaft mit TOPOTEK 1 Gesellschaft vonLandschaftsarchitekten, beide Berlin Anerkennung pussert kosch architekten mit r+b landschaftsarchitektur, beide Dresden
1. Preis Glück + Partner Freie Architekten, Stuttgart, mit Glück Landschaftsarchitektur, Stuttgart
2. Preis glass kramer löbbert Gesellschaft von Architekten, Berlin, mit bbz Landschaftsarchitekten, Berlin
3. Preis Léon Wolhage Wernik, Gesellschaft von Architekten, Berlin, mit Hager Partner, Zürich, Berlin
Anerkennung Grüntuch Ernst Architekten Planungsgesellschaft mit TOPOTEK 1 Gesellschaft vonLandschaftsarchitekten, beide Berlin Anerkennung pussert kosch architekten mit r+b landschaftsarchitektur, beide Dresden
0 Kommentare