Architekturführer Rom
Bauten und Projekte nach 1945
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Architekturführer Rom
Bauten und Projekte nach 1945
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Bei der Masse an Publikationen zur „Ewigen Stadt“ ist es erstaunlich, wie wenige Verlage sich bislang an die Herausgabe von Architekturführern im engeren Sinne gewagt haben. Auf dem deutschsprachigen Markt hat es im Grunde seit Stefan Grundmanns „Architekturgeschichte in 400 Einzeldarstellungen“, erschienen 1997 bei Axel Menges, keinen mehr gegeben. Zwanzig Jahre sind seitdem vergangen – nicht viel für die „Ewige Stadt“ mit ihren 3000 Jahren Stadtbaugeschichte, für uns Heutige aber doch eine signifikante Ära. Von daher ist der nun im Berliner Verlag DOM publishers in der von anderen Bänden bereits gewohnten graphischen Aufmachung erschienene Führer von Marina Kavalirek zu begrüßen. Die gebürtige Österreicherin lebt seit 1997 in der italienischen Hauptstadt, gründete 2005 daselbst den auf Architekturführungen spezialisierten Kulturverein ARcult und leitet seit 2009 das römische Architekturprogramm der Catholic University of America, kurz, sie kennt sich aus. Trotzdem: Grundmanns Buch muss der nach Rom reisende Architekt auch weiterhin mit ins Handgepäck nehmen – denn Kavalirek konzentriert sich auf Bauten, die seit dem Zweiten Weltkrieg errichtet worden sind. Schon die faschistische Ära also fehlt in ihrem Buch vollständig. Dennoch sei der Führer empfohlen, zumindest denen, die nicht zum ersten Mal nach Rom reisen und ihren Blick von den Monumenten der Antike, der Renaissance und des Barock, des Historismus und des Rationalismus zu lösen und auf die jüngere Vergangenheit zu richten bereit sind. Gewiss, die Masse des während der letzten Jahrzehnte in Rom Entstandenen ist, im internationalen Vergleich, aber auch gemessen an der Substanz der Stadt selbst, ohne größeren Belang – in den wuchernden Vorstädten ist es geradezu unwahrscheinlich, irgendetwas räumlich-konzeptionell Ambioniertes aufzuspüren, daran lässt die Autorin auch keinen Zweifel. Bis in die 60er Jahre noch aber ist allein im Geschosswohnungsbau genug entstanden, was solch einen Führer füllen kann (Ridolfi! Moretti!! Libera!!!), und auch in den Jahren seit Grundmanns Publikation ist noch das ein oder andere hinzu gekommen, meist im Kulturbereich. Angereichert mit Einleitungen zu den unterschiedlichen Bauaufgaben, nach denen das Buch gegliedert ist (Kunst und Kultur, Bildung, Wohnen, Arbeiten, Mischnutzung, Freizeit, Sport, Sakralbau, Verkehr), gelingt es Kavalirek so, ein anschauliches Bild der römischen Nachkriegsmoderne, Postmoderne und Gegenwart zu zeichnen.
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