entasis 1996–2015
Die Monografie hat eine Prägnanz, die einen wundern lässt, warum man vorher noch nichts von Entasis gehört hat.
Text: Drewes, Frank F., Berlin
entasis 1996–2015
Die Monografie hat eine Prägnanz, die einen wundern lässt, warum man vorher noch nichts von Entasis gehört hat.
Text: Drewes, Frank F., Berlin
Das dänische Architekturbüro Entasis wurde 1996 von Christian und Signe Cold nach dem gewonnen Wettbewerb für das neue Eingangsgebäude des Kopenhagener Zoos ebendort gegründet. Entasis, ein Wort aus dem Griechischen, bezeichnet die Schwellung des Schaftes einer Säule, also eine weiche Form, die als kleines Detail für eine ausgewogene Proportion sorgt. Die Hinwendung zum Detail und zum kleinen Maßstab ist einer der Kerninhalte von Entasis, die die zwanzig Jahre umfassende Monografie auch mit ihrem eigenen kleinen Wohnhausumbau in Kopenhagen beginnen. Als Vorbilder werden u.a. Alvar Aalto, Arne Jacobsen, Pierre Chareau, Sverre Fehn, Jörn Utzon und nicht zuletzt Le Corbusier genannt – Architekten, die sich besonders auch mit ihren Wohnhausentwürfen in das Gedächtnis geschrieben haben, denn gerade hier zeigt sich der menschliche Maßstab, der bei städtebaulichen und Großprojekten so oft verlorengeht und der großen Form geopfert wird.
Der Kontext, das spezifische Raumprogramm und die individuelle Persönlichkeit der Bauherren müssen nach Auffassung von Entasis zu sehr unterschiedlichen Architekturen führen, was ihre Arbeit einer Kategorisierung entzieht. Gleichwohl ist allen Projekten die Liebe zum Detail und eine sensible Materialität zu eigen. Sechzehn werden mit einem außergewöhnlich großzügigen Layout präsentiert. Eine Fotocollage aus Bauherrenporträt und dem Gebäude selbst, begleitet von Kernpunkten der Auftraggeberwünsche, bilden mit einem knappen Text den Auftakt zu jedem Projekt. Die Fotos und ausgewähltes, asketisches Planmaterial sprechen weitgehend für sich. Entasis betonen so, dass auch Architektur für sich selbst sprechen muss.
Die Monografie in schwerem blauem Leineneinband ist auf zwei Bände aufgeteilt, mit jeweils 192 Seiten. Vol. 1 enthält acht Projekte, die zwischen 1996 bis 2007 entstanden sind, Vol. 2 zeigt weitere acht Projekte aus den Jahren 2007 bis 2015. Beiden Bände ist ein Prolog vorangestellt und eine Einführung, beide Bände zeigen auf dem Cover den Titel entasis 1996 – 2015. Es erschließt sich nicht, warum die Monografie derart gestaltet wurde, weil keiner der beiden Bände eigene Schwerpunkt setzt, Der Inhalt hätte sich gut auch in nur einem einzigen Band unterbringen lassen. Unter diesem Gesichtspunkt scheinen die sechzehn Projekte auch unnötig ausführlich dokumentiert, weitere Erkenntnisse gewinnt der Leser dadurch nicht. Gleichwohl erhält die Monografie somit eine Prägnanz, die einen wundern lässt, warum man vorher noch nichts von Entasis gehört hat.
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