Bauwelt

„Das Museum soll einiges bieten, aber auch einiges zulassen“

Interview mit Volker Staab

Text: Kasiske, Michael, Berlin

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    Volker Staab (links) und Michael Kasiske

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„Das Museum soll einiges bieten, aber auch einiges zulassen“

Interview mit Volker Staab

Text: Kasiske, Michael, Berlin

Volker Staab im Gespräch mit Michael Kasiske über den Neubau für das Landesmuseum in Münster
Herr Staab, war der Abriss der noch nicht einmal fünfzig Jahre alten Museumsbauten im Wettbewerb vorgegeben?
Nein, aber es war wohl allen Teilnehmern klar, dass die Erhaltung teurer als ein Neubau geworden wäre, denn der Bestand genügte überhaupt nicht den bauphysikalischen und klimatischen Ansprüchen. Zudem hätte seine innere Disposition weder das Raumprogramm noch eine barrierefreie Erschließung ermöglicht. Hinsichtlich des Städtebaus irritierte mich, dass ein Zugang vom Aegidiimarkt fehlte, wo die meisten Menschen die Liegenschaft passieren. Unser Ansatz, das Museum in das städtische Gewebe einzubinden, wirft jedoch die Frage auf, wie öffentlich man heutzutage solch eine Institution haben will.
Da hat sich in den vergangenen Jahrzehnten ein Wandel vollzogen: Aus der ehrwürdigen und hermetischen „Kunstkammer“ ist heute der allseitig geöffnete Kulturbau geworden, der das Publikum „einlädt“. Bedeutet das, es ist nicht mehr so einfach, die Leute ins Museum zu ziehen?
Nach meiner Auffassung hat sich eher das Selbstverständnis der Museen verändert, und zwar weg vom bloßen Sammeln, Bewahren und Präsentieren, hin zu einer erweiterten Programmatik, die Veranstaltungen wie Vorträge, Konzerte und Diskussionen umfasst. Museen werden heute, fast wie TV-Sendungen, nach ihren Besucherzahlen beurteilt. Deshalb verstehen sich die einstigen „Kunstkammern“ nun als kulturelle Plattformen, deren Kern selbstverständlich Ausstellungen sind, die aber darüber hinaus noch einen Mehrwert erzeugen, etwa durch Vermietung von Räumen an externe Veranstalter, aber auch durch attraktive Gastronomie oder einen gut gemachten Museumsshop.
So, dass für jeden etwas dabei ist?
Ich würde es lieber so formulieren: Das Museum soll einiges bieten, aber im Umkehrschluss auch einiges zulassen. Wie zum Beispiel der Patio, über dessen künftige Nutzung wir derzeit noch mit den Kuratoren diskutieren. Für uns ist er der erste Ausstellungsraum, den jeder betritt, unabhängig von einem Besuch der Sammlung. Der Hof sollte deshalb temporär bespielt werden, von zeitgenössischen Künstlern oder auch im Rahmen der Münsteraner „Skulptur.Projekte“. Zur Eröffnung hat Pipilotti Rist für diesen Ort eine Video-Installation erstellt. Nun überlegt man aber, dort eine Skulptur von Richard Serra, die im früheren Innenhof stand, dauerhaft aufzustellen. Das fände ich bedauerlich, denn die Dominanz der großen Stahlwände von Serra zwingt dem Raum etwas Statisches auf, die unserer Vorstellung von diesem Patio widerspricht.
Immerhin haben die beiden Wandarbeiten, „Zwei Supraporten“ von Josef Albers von 1972 und „Silberne Frequenz“ von Otto Piene von 1970, die den Vorgängerbau prägten, einen Platz an dem Neubau gefunden.
Beide Arbeiten waren ja bereits am Vorgängerbau installiert – die Arbeit von Otto Piene sogar beinahe an gleicher Stelle. Da beide Arbeiten auch ein Stück Identität des Landesmuseums ausmachen, haben wir in Zusammenarbeit mit der Museumsleitung vorgeschlagen, diese beiden Arbeiten auch am Neubau anzubringen. Dass Otto Piene allerdings nachträglich das LWL-Logo in seine Arbeit integriert hat, konnten wir nicht nachvollziehen, da dies aus unserer Sicht die Arbeit aus den sechziger Jahren entwertet.
Haben Sie auch die Ausstellung konzipiert?
Wir haben aus der Vorgabe der chronologisch aufgebauten Ausstellung ein Konzept entwickelt, das verschiedene Rundwege ermöglicht. Der Besucher kann je nach Interesse in die Epochen einsteigen, ins Mittelalter oder ins 18. Jahrhundert im ersten Obergeschoss oder gleich ins 20. Jahrhundert im zweiten Obergeschoss. Die Gestaltung der Ausstellung haben wir nicht betreut, und manche Wandfarbe und mancher Einbau stammt erkennbar nicht aus unserem Büro.
Kommen Sie trotzdem zur Eröffnung?
Selbstverständlich. Ein gutes Haus muss verschiedene inhaltliche Bespielungen vertragen, und vielleicht werden in ein paar Jahren die Wände auch einmal wieder anders gestrichen.
Fakten
Architekten Staab, Volker, Berlin
aus Bauwelt 35.2014
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