Ausgezeichneter Wohnungsbau 2021
Text: Trede, Fiona, Hamburg
Ausgezeichneter Wohnungsbau 2021
Text: Trede, Fiona, Hamburg
Man stelle sich einen Wettbewerb vor, der die jahresschönsten Bücher über das Thema Wohnungsbau prämiert – der bei Callwey erschienene Band „Ausgezeichneter Wohnungsbau 2021“ hätte ganz sicher Chancen auf einen ersten Preis. Aber eigentlich ist er es ja, der die Preise verteilt.
Es macht Freude, die Publikation von Cornelia Hellstern und Matthias Horx in die Hand zu nehmen, Design und Fotoauswahl können mehr als überzeugen. Und inhaltlich? Unterteilt in 13 Kapitel, vom experimentellen Ansatz bis zum Wohnhochhaus, werden 50 Projekte vorgestellt und besprochen. Die ausgewählten Bauten, erstmals innerhalb dieser Publikationsreihe aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, zeigen die Vielseitigkeit von Bauaufgaben und den Anspruch, neue Lösungen zu finden. Die Auswahl solle, so Cornelia Hellstern, jene Themen widerspiegeln, die aktuell den Diskurs bestimmen. Themen also wie Quartiersentwicklung, Nachverdichtung, Revitalisierung, Klimaschutz und Erneuerung traditionellen Baubestands.
Vergeben wurden in diesem Jahr gleich zwei erste Preise. Diese erhielten die Projekte „ortsverbundenheit“ des Architekturbüros CAPE (Esslingen) mit schleicher.ragaller architekten (Stuttgart) sowie das „Wohnprojekt Gleis 21“ des Architekturbüros einszueins (Wien). In einfacher, reduzierter Formensprache sei es, so die Jury, den „ortsverbundenheit“-Architekten Markus Binder, Michael Ragaller und Domenik Schleicher gelungen, im ländlichen Raum einen gestalterischen Ausdruck für ein Ensemble zu finden, das Wohn- und Werkhaus auf innovative Weise verbindet. Ein Entwurf mit Vorbildcharakter! Ebenfalls herausragend und zu Recht prämiert: das Wiener „Wohnprojekt Gleis 21“ von Francesca Bocchini, Annegret Haider, Victoria Marek und Markus Zilker. Der von ihnen entworfene Holzkomplex mit 34 Wohneinheiten punktet mit einem überzeugenden dualen Konzept von Orten des Austauschs und der Begegnung einerseits sowie Räumen für Ruhe und Rückzug andererseits. Wie in Le Corbusiers Wohnmaschine, der Unité dʼHabitation, findet sich die Idee einer vielfach nutzbaren Dachterrasse hier im so genannten „Dachschlaraffenland“ wieder: Gemeinschaftsküche, Sauna, Bibliothek und frei bespielbare Flächen dienen als Treffpunkte.
Zu jedem der vorgestellten Bauten gibt es einige Zusatzinformationen: Grundrisse, Größenangaben, Fertigstellung, Bauweise, Energiestandard. Und ein paar Fragen an die Architekturbüros, die Bauherren, Projektentwickler und Bauträgerinnen. Das ist mal interessant, mal nicht so. Dass gerade die Projektentwicklung ihre Arbeit gern werbeträchtig anpreist, wundert nicht. Das ist dann doch manchmal ein etwas zu kräftiges Klopfen auf die eigenen Branchenschultern. Ansonsten gibt es aber viel Interessantes. Die Bandbreite ist groß und reicht vom sozialen Wohnungsbau bis zum Premiumwohnen in Bestlagen. Vom Tessiner Steinhaus für 6 Bewohner bis zum Frankfurter Schwedler-Carré, das Wohnraum für 980 Menschen bietet. Es versteht sich von selbst, dass bei solch einem Überblick nicht wirklich ins Detail gegangen werden kann. Aber darauf ist dieser Band auch nicht angelegt. Er bietet vielmehr einen facettenreichen Blick auf den aktuellen Wohnungsbau. Und begeistert, wie gesagt, durch seine prächtige Gestaltung.
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