Nein, unser Pavillon Circulaire hat nichts Rundes an sich. Der Name Circulaire beschreibt den Entstehungsprozess. Dieser beherzigt die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft, denen zufolge der Abfall des einen die Rohstoffe des anderen sind. Im Kontext von COP 21, der Weltklimakonferenz in Paris im vergangenen November, demonstrierte der Pavillon das Potenzial von Wiederverwertung in der Architektur. Gut 60 Prozent des verbauten Materials findet hier ein zweites Leben. Sei es Abfall von anderen Baustellen, seien es Fehlbestellungen oder Lagerüberbestand: Jedes verwendete Material hat seine Geschichte. 180 Holztüren, die bei der Sanierung eines Wohnkomplexes im 19. Arrondissement ausgebaut wurden, bilden die Fassade. Für die Isolation wird Mineralwolle verwendet, die vom Dach eines Supermarkts entfernt wurde. Die Holzrahmenkonstruktion ist aus der Überproduktion für die Baustelle eines Seniorenheims zusammengezimmert. Fußboden und Wände bestehen aus ehemaligen Ausstellungswänden des Pavillon de l’Arsenal; das Pariser Stadtplanungs- und Architekturmuseum ist der Auftraggeber. Die Terrasse ist aus Holzplanken von einem Seine-Strand-Event gebaut. Schließlich die Möbel: 50 Stühle wurden vom Sperrmüll gesammelt, repariert und neu lackiert, und die Hängelampen kommen aus dem Lager der öffentlichen Straßenbeleuchtung. Anlässlich von COP 21 wurde der Pavillon auf dem Pariser Rathausplatz für Ausstellungen, Workshops und Veranstaltungen genutzt. Inzwischen ist er umgezogen – um einem Sportverein im 14. Arrondissement dauerhaft als Clubhaus zu dienen.

Fakten
Architekten Encore Heureux architectes, Paris
Adresse Place de l'Hôtel de Ville, 75004 Paris, Frankreich

---

aus Bauwelt 7.2016
Artikel als pdf